Zum vierten Anlauf wagen die Veranstalter des von Polizei und Gemeinde mehrfach gelobten Rockfestivals in Bad Hindelang den Sprung von einer zu drei Bands: Am Samstag rockt wieder das gesamte Ostrachtal, wenn ab 20.15 Uhr die Hindelanger Party-Band Lederrebellen Cover-Hits, die vier Australier von 'All Mankind' Indie-Pop-Rock und die harten Jungs von 'Guns of Moropolis' eine Mischung aus Metal und Rockabilly von der großen Bühne schmettern. Wie die Idee zum Musikfest für bis zu 1200 Menschen geboren wurde, wie die Veranstalter es schafften, die Bevölkerung mitzureißen und was sie noch für Pläne haben, erzählen die Hindelanger Michael Waltner (28/Organisationsteam) und Matthias Kögel (24/Stammtisch d’Ukomodé) im Interview.
Warum ein Musikfestival, warum in Bad Hindelang?
Matthias Kögel: Wir sind ein Hindelanger Stammtisch von 15 Leuten – d’Ukomodé – und haben uns gedacht, dass es eigentlich keine Veranstaltung für die Jugend im Ort gibt. Damals haben wir mit einer Band und ein paar hundert Zuschauern angefangen. Dass es dann so groß wird, haben wir natürlich nicht gedacht.
Michael Waltner: Sprich, es war ein gesundes Wachstum.
Wie organisiert man ein Rockfestival und woher wissen Sie, wie das geht?
Kögel: Wir sind alle in Vereinen, jeder hat davor schon einmal das ein oder andere Fest mitorganisiert. Man muss mit vielen Menschen sprechen und darf keinen übergehen. Es kommt nicht nur darauf an, alles ordentlich anzumelden und eine Anlage hinzustellen. Man muss auch Überzeugungsarbeit leisten. Die Gemeinde hat uns von Beginn an unterstützt, wo sie nur konnte Fuhrunternehmen leihen uns Stapler, bringen uns Kies, Zimmereien helfen uns beim Aufbau und das E-Werk unterstützt uns mit dem Strom. Wir haben viele Unterstützer.
Wie finanziert das ein Stammtisch? Kögel: Teilweise aus den Einnahmen der Vorjahre, teilweise zahlt jeder von uns mal eine Rechnung in Vorleistung. Am Ende spenden wir für heimische Vereine oder Einrichtungen, die das Geld gut brauchen können. Die Akzeptanz, die uns die Bevölkerung gibt, geben wir somit als kleine Anerkennung zurück.
Waltner: Generell wollen wir den Eintritt mit 7,50 Euro gering halten, auch wenn es nun drei Bands zu hören gibt. Es soll weiterhin eine Veranstaltung für jedermann bleiben.
Kögel: Wir sind nicht an großen Gewinnen interessiert.
Ein Festival aufbauen geht nicht nebenbei, um nicht zu sagen, es ist richtiger Stress. Wie machen Sie das?
Kögel: Der Aufbau an sich hat vergangenen Samstag mit Hütten aufstellen und Strom verlegen begonnen. Am Zelt bauen wir seit Dienstag. Insgesamt leisten das bis zu 60 ehrenamtliche Helfer. Man braucht eine Woche. In der Zeit müssen wir uns Urlaub nehmen. Wenn alle anpacken, geht das.
Zum Festival selbst kommen nicht nur Junge, sondern alle Altersschichten. Wie haben Sie es geschafft, die gesamte Gemeinde einzubinden?
Waltner: Zuerst kamen die Hindelanger Jugendlichen, im Jahr darauf sind auch deren Eltern und dann Besucher aller Altersgruppen vorbeigekommen. Die Veranstaltung wird im Ort anerkannt und unterstützt.
Gibt es nie Probleme mit Lautstärke oder Alkoholisierten? Waltner: Bezüglich Lautstärke halten wir uns an die Auflagen. Eigentlich hoffen wir aber, dass eh der ganze Ort zu Rock am Horn kommt. Die Feuerwehr kümmert sich vor dem Gelände und auf dem Parkplatz darum, dass die Jugendlichen nicht vortrinken. Betrunkene lässt die Security ohnehin nicht rein. Für die Besucher gibt es verschiedene Bändchen, so können auch die unter 18-Jährigen auf dem Gelände ausgemacht werden. Die bekommen keinen Schnaps an der Bar und müssen um Mitternacht nach Hause. Darum fangen wir in diesem Jahr schon um 20.15 Uhr an, dass die Jugend mindestens zwei Bands sieht.
All Mankind, die vierköpfige Independent-Band aus Sydney hat heuer auch bei Rock im Park und dem Southside Festival vor zehntausenden Menschen gespielt. Und jetzt Rock am Horn. Wie das?
Waltner: Die Band ist sozusagen hier im Allgäu stationiert, weil sie bei den Musikmanagern von 'Brainstorm' in Vorderhindelang unter Vertrag ist. Durch die Zeit im Ostrachtal sind die Jungs hier natürlich auch überall bekannt. Dazu passt auch, dass eine 86-jährige Hindelangerin auf’s Festival kommen möchte, weil sie die Band in der Bäckerei kennengelernt hat.