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Interview mit Theo Wenig aus Dirlewang, der Freunde in Libyen hat

Interview

Interview mit Theo Wenig aus Dirlewang, der Freunde in Libyen hat

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    Interview mit Theo Wenig aus Dirlewang, der Freunde in Libyen hat
    Interview mit Theo Wenig aus Dirlewang, der Freunde in Libyen hat Foto: Sandra Baumberger

    Die Tage von Muammar al-Gaddafi als libyscher Machthaber scheinen gezählt. Einer, der das Geschehen in dem sozialistischen Land besonders genau beobachtet, ist der Wirtschaftsberater Theo Wenig aus Dirlewang. Er ist Vorsitzender des deutsch-libyschen Vereins (siehe Infokasten) und hat Anfang der Woche mit zwei guten libyschen Freunden telefoniert: mit Ibrahim El Marghani und dem ehemaligen Generalkonsul Mohamed Atarban.

    Wie geht es Ihren Freunden?

    Theo Wenig: Sie haben mir versichert, dass es ihnen und ihren Familien gut geht und sie zu essen und zu trinken haben. Angst machen ihnen allerdings die Bomben, die oft nur einige Hundert Meter von ihren Häusern entfernt einschlagen. Beide hoffen, dass die Diktatur und der jetzige Krieg bald vorüber sind. Sie wünschen sich einen Neuanfang.

    Glauben Sie, dass ein solcher nach dem erhofften Rückzug Gaddafis möglich sein wird?

    Wenig: Ich denke schon, dass es einen Neuanfang geben wird. Aber es wird ähnlich wie in Tunesien und Ägypten Probleme geben. Vielleicht nur nicht so ausgeprägt, weil die Libyer eine finanzielle Basis haben. Aber der Prozess der Demokratisierung - bis westliche Standards erreicht sind - wird noch Monate, ja Jahre dauern.

    Sie waren selbst dreimal in Libyen, zuletzt vor zwei Jahren. Hat sich der Umsturz damals bereits in irgendeiner Form angedeutet?

    Wenig: Nein, das kann man so nicht sagen. Aber man hat schon gemerkt, dass die Leute nicht so konnten, wie sie wollten und dass sie darunter gelitten haben. Auslandsreisen oder überhaupt Kontakte ins Ausland waren sehr schwierig.

    Haben Sie das auch selbst zu spüren bekommen?

    Wenig: Ja. 2004 habe ich Mohamed Atarban geraten, in Libyen die Kneippkur zu etablieren. Er war sogar mehrere Tage in Bad Wörishofen, um sich über Kneipp zu informieren. Letztlich scheiterte das Projekt aber daran, dass Gaddafi damals schon gesponnen und Verbindungen ins Ausland nicht gewünscht hat. Als Generalkonsul konnte sich Mohamed Atarban dem nicht widersetzen.

    Hinzukommt, dass es die Libyer nicht gewohnt sind, selbst Verantwortung zu übernehmen. Das ist das Problem in einem sozialistischen Land. Der Wettbewerb fehlt.

    Wie in Tunesien, Syrien und Ägypten ging die Demokratiebewegung auch in Libyen hauptsächlich von jungen Erwachsenen aus. Waren Ihre Freunde in irgendeiner Form an den Protesten beteiligt?

    Wenig: Nein, in ihrem Alter haben sie sich aus den Protesten rausgehalten. Man muss wirklich sagen: Die Jugend hat die Freiheit erkämpft. Die haben den Kopf hingehalten. Das finde ich schon beachtlich.

    Haben Sie Angst, dass Ihren Freunden trotzdem noch etwas zustoßen könnte?

    Wenig: Nein, eigentlich nicht so sehr. Ich verlasse mich auf die Aussage der Nato, dass nur strategisch wichtige Ziele bombardiert werden. Beide leben aber zum Glück in Wohngebieten, in deren Nähe es keine solchen Ziele gibt. Interview: Sandra Baumberger

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