Es gibt ein Fest im Allgäu, da darf die Nonkonformität nach Herzenslust gefeiert werden: Beim Veteranentreffen in und um den Gasthof 'Obermindeltal' in Willofs. Ein gutes Dutzend Bands und Interpreten bereicherten wieder die Festzelte im Hof. Ein markantes Zugpferd fehlte in diesem Jahr.
Nach "Ohrenfeindt" und den alten Bekannten Elizabeth Lee und Tim Beam sorgte zum Abschluss des dreitägigen Konzertmarathons die niederländische Band "DeWolff" für eine Überraschung. DeWolff erweisen sich als Glücksgriff. Gezwängt in ihre engen Glitzeranzüge könnte man meinen: Brave Buben. Doch das Äußere erweist sich als schiere Tarnung - von der Leine gelassen spielt das Trio auf wie entfesselt. Die wüst wabernde Hammondorgel, das trocken rasselnde Schlagzeug und die röhrende Gitarre entfalten einen magischen Sog, der unmittelbar hineinzieht in die erdige Urkraft des harten Blues. "The Who" lassen grüßen und Alvin Lee. DeWolff spielen einen derart unverschämt dreckigen Retro-Rock'n'Roll, dass man gar nicht glauben mag, dass die Drei gerade erst die Volljährigkeit erreicht haben. Sänger Pablo van de Poel springt schließlich von der Bühne, bahnt sich den Weg durchs Publikum, so lange sein spiralförmiges Gitarrenkabel reicht, und quält sein Instrument dort nach allen Regeln der Kunst. Energetischer geht eine Live-Show kaum, und die Rockfans in Willofs geraten in Verzückung. Einen Gang runter schaltet das nachfolgende Trio auf der Hauptbühne: 'Acoustic Revolution'. Die Musiker aus deutschen Landen stehen auf Klänge des keltischen Kulturkreises, kommen standesgemäß im Kilt und mit Kontrabass, Banjo und Mandoline. Obwohl akustisch angelegt, haben die Stücke ordentlich Schwung und fördern das Mitsingen. Der unter den Fuß geklemmte Schellenkranz und die vom Gitarristen ebenfalls mit dem Fuß nebenher bearbeitete Basstrommel mögen zwar witzige Ideen sein, ersetzen aber eben keinen echten Schlagzeuger und der monotone Rhythmus wirkt auf die Dauer ermüdend.
Am stärksten zeigt sich das Trio bei schmissigen Instrumentals und den gelungenen Interpretationen von Metallica- und Manowar-Songs. So irisch hat man Heavy Metal bisher noch nicht gehört. Ein Wermutstropfen: Die etwas feineren Töne von 'Acoustic Revolution' werden deutlich gestört durch die zeitgleich auf der wenige Meter entfernten zweiten Zeltbühne rumpelnde Ska-Band 'Skaos'.
Friedlich und mit großer Musikbegeisterung
Trotz der beengten Platzverhältnisse vor den Bühnen geht das Feiern auffällig friedlich und mit großer Musikbegeisterung vonstatten. Die Messlatte für die Bandauswahl liegt höher als bei vergleichbaren Zeltfestivitäten im Allgäu.
Und sollte die Musik mal nicht gefallen: Ein Hintertürchen zum Weiterfeiern in den beiden Disco-Räumlichkeiten und zum Entspannen am Lagerfeuer oder dem großen Campingareal auf der Wiese bleibt immer offen. Die Veteranen aus der Gründerzeit der Szenekneipe und diejenigen, die sich dazu zählen, heißt Seniorchef Alban Seegger mit einem Aperitif im stilvoll möblierten VIP-Zelt willkommen.
Erstaunlich, wie das Veteranentreffen über die Jahre kontinuierlich gewachsen ist. Durch geschickte Organisation und die Vielfalt an unkonventionellen Bands versteht die veranstaltende Familie Seegger, alle Altersstufen des alternativen Publikums – vom 16-jährigen Teenie bis zum 60-jährigen Rockopa – unter einem Zeltdach zu vereinen und bei der Stange zu halten.