Geht es nach dem Willen von Bayerns Gesundheitsminister Marcel Huber (CSU), sollten an jeder bayerischen Klinik in Zukunft Patientenfürsprecher installiert werden. Bisher gibt es die unabhängige Beschwerdestelle nur an 17 Prozent der Krankenhäuser im Freistaat – darunter auch das Klinikum Kaufbeuren. Fürsprecher treten in unabhängiger Funktion vom Krankenhaus für die Anliegen der Patienten ein und stehen diesen während ihres Klinikaufenthalts beratend und unterstützend zur Verfügung. In Kaufbeuren gibt es Patientenfürsprecher seit April 2006, die Einrichtung wurde damals vom Förderverein 'Freundeskreis Klinikum Kaufbeuren Ostallgäu' ins Leben gerufen. Schon von Anfang mit dabei ist Waltraud Niebling. Seit 2010 wird sie von Dagmar Scheffler unterstützt, die der 2009 verstorbenen Annelie Haug nachfolgte. Die beiden Frauen arbeiten ehrenamtlich und stehen je zwei Stunden die Woche für Wünsche und Anträge zur Verfügung. Ihre Arbeit verrichten die Fürsprecherinnen dabei unabhängig, sie sind nicht als Angestellte des Krankenhauses tätig.
'Wir sind eine Anlaufstelle außerhalb des Klinikums', betont Niebling, 'und verstehen uns als neutraler Partner für den Patienten und sein Umfeld.' Die Beratung ist dabei, auch für Angehörige der Patienten, kostenfrei. 'Man kann mit jeglichen Problemen zu uns kommen', sagt Niebling. Dazu gehörten Fragen, Wünsche, Anregungen, aber auch Lob. Vom nicht funktionierenden Fernseher bis zu wirklich gravierenden Problemen, man nehme sich Zeit. 'Bei Beschwerden gehen wir den Ursachen nach und drängen auf Abhilfe, auch wenn der Patient das Haus bereits verlassen hat', erläutert Niebling. Leider nützten zu wenige Patienten das Angebot, so Niebling. Gerade ältere Menschen trauten sich manchmal nicht, Dinge direkt anzusprechen.
'Manche denken, dass es sich nachteilig für sie auswirken könnte.' Dabei genieße Verschwiegenheit für die Fürsprecherinnen höchste Priorität. 'Zudem kann jeder Einzelne zu nachhaltigen Verbesserungen im Krankenhaus beitragen', sagt Niebling.
Gesundheitsminister Huber betonte, dass er bei der Ausweitung des Angebots an den bayerischen Kliniken zunächst auf Freiwilligkeit setze und nur, wenn es nicht anders möglich sei, das Amt des Patientenfürsprechers per Gesetz zu installieren plane. Niebling machte in ihrer Amtszeit über die Jahre positive Erfahrungen mit dem Projekt und würde es begrüßen, wenn es bayernweit verpflichtend eingeführt wird. 'Wir helfen auf der einen Seite den Patienten und erleichtern zudem die Arbeit der Mitarbeiter des Krankenhauses.
' Das Pflegepersonal etwa sei mit seinen verpflichtenden Aufgaben schon genug in den alltäglichen Ablauf eingebunden.
Waltraud Niebling bereitet die ehrenamtliche Arbeit viel Freude. Es sei zwar kein leichter Job, 'aber mit der Zeit stellt sich Routine ein. Man lernt, wie mit den einzelnen Patienten umzugehen ist.' Für sie sei es immer wieder eine große Freude zu sehen, 'dass man zum Wohle des Patienten etwas bewirken konnte'.
Das Büro der Patientenfürsprecherinnen am Klinikum Kaufbeuren-Ostallgäu ist unter Telefon 08341/42-7005 zu erreichen. Bürozeiten: Montag von 14 bis 16 Uhr und Donnerstag von 13 bis 15 Uhr.