Gras, noch feucht vom letzten Regen, Sträucher, ein Waldstück. Im Hintergrund große Bäume, die den Blick auf Kindergarten und Schule verdecken. Rechts die Straße in Richtung Wiggensbach und das gelbe Schild, das die Stadtgrenze markiert: Es ist ein eher unscheinbares Stück Land, das in Heiligkreuz derzeit die Emotionen hochkochen lässt. Konkret geht es um eine etwas über zwei Fußballfelder große, meist ziemlich nasse Wiese am Rande des Orts. 22 Einfamilien- und Doppelhäuser sollen nach dem Willen der Stadt im neuen Baugebiet "Am Petzenbühl" entstehen. Um die Zukunft des ganzes Stadtteils zu sichern, um Schule und Kindergarten langfristig halten zu können. Das ist die eine Seite.
Intakte Landschaft wird versiegelt, ohne Notwendigkeit sollen Häuser auf einem überaus problematischen Untergrund errichtet werden. Das ist die andere Seite. Zu ihr gehört Jacqueline Amendt. Schon länger macht die 42-jährige Heiligkreuzerin gegen das Baugebiet mobil, hat Unterschriften gesammelt, Briefe geschrieben. Bei der Bürgerinformation am Montag ist sie die Erste, die nach dem Vortrag von Oberbürgermeister Dr. Ulrich Netzer und Baureferentin Monika Beltinger das Wort ergreift. "Uns geht es um den Erhalt der Natur", sagt sie - "in unserem Allgäu wird immer mehr zugebaut". Im relativ alten Baugebiet nebenan werde es in absehbarer Zeit einen Generationenwechsel geben - und damit weiterhin genug Kinder.
Stadtrat hat das letzte Wort
Andere der gut 70 Heiligkreuzer sind emotionaler. "Man zieht das hier einfach knallhart durch", schimpft einer - und schickt hinterher: "Es ist doch kein Wunder, dass da der Wutbürger entsteht".
Oberbürgermeister Netzer bleibt gelassen. "Dass man hier etwas durchziehen will, kann ich allerdings nicht so stehen lassen", sagt er dann. Man beteilige die Bürger - sogar frühzeitig. Tatsache sei jedoch, dass in Kempten die Nachfrage an Baugrund bei Weitem höher sei als das Angebot - und zwar trotz 100 verkaufter Grundstücke in letzter Zeit. "Es geht genau darum, Zersiedelung zu verhindern und Baugebiete dort zu machen, wo es schon Infrastruktur gibt", argumentiert Netzer. Dann beantworten er und die Fachleute Fragen - etwa, ob nicht das ganze Gelände renaturiert werden könne? "Nein", sagt der Geologe.
Denn mit Ausnahme der "Torfinsel" gebe es kein Moor mehr - nur eine Wiese.
Jacqueline Amendt treibt derweil die Frage um, ob "man das Baugebiet überhaupt noch verhindern kann"? Die Heiligkreuzer, sagt Baureferentin Beltinger, können Widerspruch einlegen. Demnächst werden die Pläne ausgelegt. Das letzte Wort hat der Stadtrat.