Die Themen Atomausstieg und Energiewende haben ein halbes Jahr nach dem GAU in Fukushima offenbar an Brisanz verloren: Die von den Dietmannsrieder CSU-Ortsvereinen veranstaltete Podiumsdiskussion im Gasthof Ochsen hatte nur mäßigen Zulauf.
Anton Klotz, stellvertretender Landrat, wies darauf hin, dass sich im März 90 Prozent der Bevölkerung für den Atomausstieg ausgesprochen hätten. Der Ausbau regenerativer Energie sei 'mit beachtlicher Euphorie' befürwortet worden. Jetzt allerdings unterstützten nur noch knapp 70 Prozent die energiepolitische Wende. Ganz anders die Entwicklung in den Nachbarländern: Frankreich (80 Prozent Atomstrom) investiert in mehr Reaktorsicherheit. Tschechien will Strom aus zehn bis 20 neuen Kernkraftwerken nach Deutschland verkaufen.
Die eingeleitete Wende in Deutschland stelle die Kommunalpolitik vor eine 'unglaubliche Herausforderung'. Laut Klotz gelte es folgenden 'Dreisprung' zu schaffen: Weniger Verbrauch, mehr Energieeffizienz, Auf- und Ausbau regenerativer Energie.
Es müsse Versorgungssicherheit herrschen. Der Anstieg der Strompreise muss 'im Griff' und 'sozial verträglich' bleiben.
Dietmannsried steht laut Bürgermeister Hans-Peter Koch bei regenerativer Energie gut da. Der Gemeindeverbrauch betrage 27 Millionen Kilowattstunden, knapp die Hälfte davon werde regenerativ vor Ort gewonnen. Auf der Konzentrationsfläche oberhalb von Schrattenbach laufen zwei Windkraftanlagen, Platz für eine dritte sei vorhanden. Bei der Photovoltaik seien neben dem laufenden Solarpark fünf sogenannte Konversionsflächen (gesetzgeberisch privilegiert) in einem 110 Meter breiten Streifen entlang der A7 im Gespräch. Zwei weitere Anfragen bestehen an der Bahnlinie Kempten – Memmingen.
Gemeinderat Johann Rössle bemängelte, dass laut Regionalplan nur der nördliche Landkreis 'die Windkraft schultern' müsse. Er regte eine Verteilung auf das gesamt Oberallgäu an. Klotz unterstützte die Forderung, der demnächst bei der Fortschreibung des Regionalplans in Kaufbeuren Rechnung getragen werden soll.