Das Oberstdorfer Trettachtal ist bei Wanderern und Radlern sehr beliebt. Im nächsten Sommer soll ein Kleinbus in dem idyllischen Gebirgstal fahren. Zunächst- nur als Probebetrieb. Das hat der Oberstdorfer Marktgemeinderat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen. Das Ziel ist es aber nicht, das Tal für den Verkehr freizugeben. Im Gegenteil: Durch die Bus-Einführung soll der Verkehr in geregelte Bahnen gelenkt werden. Die Verwaltung sei zuletzt häufig mit Beschwerden sowie Forderungen nach mehr Kontrollen und weniger Fahrgenehmigungen konfrontiert gewesen. Jetzt soll zwar eine Buslinie eingeführt, aber dafür stärker kontrolliert werden, um die Verkehrsbelastung einzudämmen, kündigte Bürgermeister Laurent Mies an. 'Der unzulässige Verkehr muss reduziert werden.'
Ob das durch die Einführung einer Buslinie gelingen kann, darüber wurde im Markgemeinderat kontrovers diskutiert. 'Wir sind ein Wanderort, dass soll auch so bleiben', lehnte Maximilian Hornik (UOL) den Busverkehr ab. In die gleiche Kerbe schlug auch sein Fraktionskollege Anton Weiler. 'Wir müssen nicht jeden Gast in den letzten Winkel jedes Tales bringen.' Auch Bergith Hornbacher-Burgstaller (Grüne) lehnte den Vorschlag ab. 'Als Wanderhauptstadt ist das kontraproduktiv', sagte sie. 'In unseren Tälern ist ohnehin schon der Teufel los.' Josef Geiger (CSU) stellte den Nutzen des Probebetriebs infrage. 'Es wird schwer sein, das wieder zurückzudrehen.'
Auch sein Parteikollege Toni Huber (CSU) wies auf die Gefahren des Busverkehrs hin. 'Wenn das einschlägt, werden wir unsere Stellwägen bald nur noch von der Ansichtskarte kennen.' Bürgermeister Mies wies darauf hin, dass die Zeiten mit den Stellwagenfahrern abgestimmt worden seien.
Seit Beginn des Jahres arbeiteten Stellwagen- und Buslinienbetreiber, Taxiunternehmer und die Verantwortlichen für den Betrieb des Marktbähnles an einem Kompromiss. Da bis Juli keine konkreten Ergebnisse vorlagen, regte Gemeinderat Rudolf Götzberger (FW) an, mit den Beteiligten über die Einführung eines Linienbusverkehrs zu sprechen. 'Lasst es uns doch einfach mal probieren', appellierte Götzberger in der Sitzung an seine Ratskollegen. 'Wir sollten nicht alles gleich totreden.'
Unterstützung erhielt er von Dr. Wolfgang Nettesheim (FDP): 'Das ist eine Erweiterung des touristischen Angebots.'
Die Ratsmitglieder einigten sich schließlich mehrheitlich auf den Probebetrieb. Durch eine zeitliche Beschränkung soll der Kernbereich der Stellwägen geschützt werden. Die Firma Brutscher hat bereits einen Fahrplan entworfen. Eingesetzt werden sollen Kleinbusse mit 15 Plätzen. Nach dem Sommer 2012 soll auf Basis der Erfahrungen des Probebetriebes endgültig über die Einführung eines Linienverkehrs auf der Strecke entschieden werden.