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IHK-Konjunkturumfrage zum Tourismus: "Die Lage ist alarmierend!"

Kritik an der Fixierung auf Corona-Inzidenzwerte

IHK-Konjunkturumfrage zum Tourismus: "Die Lage ist alarmierend!"

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    IHK-Vizepräsident Robert Frank kritisiert die "reine Fixierung auf den Inzidenzwert bei der geplanten Öffnung". (Archivbild)
    IHK-Vizepräsident Robert Frank kritisiert die "reine Fixierung auf den Inzidenzwert bei der geplanten Öffnung". (Archivbild) Foto: Ralf Lienert

    Die Corona-Krise hat die Wirtschaft im Landkreis Oberallgäu und in der Stadt Kempten weiter fest im Griff. Die rasche Erholung, die sich im vergangenen Herbst gezeigt hat, setzte sich im Frühjahr nicht mehr fort. Das zeigt die aktuelle IHK-Konjunkturumfrage deutlich. Der IHK-Konjunkturindex gab um 10 Punkte nach und liegt nun bei 101 Punkten. "Insbesondere die Lage des Reise- und Gastgewerbes im Allgäu ist alarmierend. Nach einer ersten Erholung im Sommer 2020 sind die Betriebe seit über einem halben Jahr im zweiten Lockdown", sagt IHK-Vizepräsident Robert Frank. "Die reine Fixierung auf den Inzidenzwert bei der geplanten Öffnung und der wachsende Fachkräftemangel werden für die Tourismusbranche zu einer immer größeren Herausforderung."

    Große Unterschiede zwischen den Branchen

    Doch nicht alle Branchen trifft die Krise gleichermaßen. Dementsprechend gibt es im Oberallgäu und in der Stadt Kempten eine breite Streuung bei der Einschätzung zur aktuellen Geschäftslage. Ein gutes Drittel der Unternehmen äußerte sich in der Konjunkturumfrage zufrieden, in etwa derselbe Anteil beurteilt die Situation kritisch. Der erneute Lockdown trifft vor allem das Reise- und Gastgewerbe, aber auch den Einzelhandel stark. Die Industrie und davon abhängige Unternehmen konnten sich hingegen gut erholen, ihnen kommt die gute Nachfrage auf den Auslandsmärkten zugute. Entsprechend stark differieren auch die Erwartungen für die kommenden Monate. Optimistische und pessimistische Prognosen halten sich fast die Waage, mit einer leicht positiven Tendenz. Bei den langfristigeren Planungen zeigen sich die Unternehmen etwas investitionsfreudiger als noch im Herbst. Im Gegensatz dazu wird bei den Beschäftigtenzahlen keine Veränderung erwartet.

    Auch der Handel im Allgäu leidet unter den ausbleibenden Touristen

    Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der konjunkturellen Lage für das gesamte Allgäu (Landkreise Ostallgäu/Kaufbeuren, Oberallgäu/Kempten, Unterallgäu/Memmingen und Landkreis Lindau): 29 Prozent der Unternehmen sprechen von einer schlechten Lage. 38 Prozent sind zufrieden. Wachstumsimpulse kamen zuletzt eher aus dem Ausland, bei der Inlandsnachfrage konnten die Allgäuer Unternehmen keine Steigerungen verzeichnen. Trotz vieler Unsicherheiten bezüglich der weiteren Einschränkungen sind die Unternehmen tendenziell optimistisch. 27 Prozent hoffen, dass sich die Geschäftslage in den nächsten Monaten verbessern wird.

    98 Prozent der Tourismus-Unternehmer sehen die Lage "schlecht"

    Die Umsatzprognosen für das Jahr 2021 sind getrübt. Ein Drittel der Unternehmen befürchtet einen Umsatzrückgang von mehr als 10 Prozent gegenüber dem Vorjahresergebnis. Dabei spielt vor allem die schwierige Lage für das Reise- und Gastgewerbe im Allgäu eine große Rolle: 98 Prozent der Unternehmen sprechen von einer schlechten Geschäftslage. Das wirkt sich auch auf den Einzelhandel aus. Auch wenn manche Geschäfte öffnen dürfen, fehlen die Touristen als Kunden. 42 Prozent der Einzelhändler beklagen die schlechte Geschäftslage. Die Prognosen sind ungewiss und abhängig von den pandemiebedingten Einschränkungen. Im stationären Handel befürchtet man, Kunden dauerhaft an den Online-Handel verloren zu haben.

    Industrie: Knapp die Hälfte sagen "gut"

    Die Industrie konnte sich hingegen sehr gut erholen. 45 Prozent der Unternehmen bewerten ihre aktuelle Geschäftslage mit gut. Zusätzliche Aufträge kamen sowohl aus dem In- wie auch Ausland. Die Erwartungen sind recht zuversichtlich. 36 Prozent gehen davon aus, dass sich die Geschäftslage verbessern wird. Die gute Stimmung überträgt sich allerdings nur zum Teil auf die unternehmensnahen Dienstleistungsunternehmen. In dieser Branche sprechen nur 36 Prozent von einer guten Geschäftslage.

    Ausbildungsmarkt ist in der Corona-Krise massiv unter Druck geraten

    In der Corona-Krise ist der Ausbildungsmarkt in Bayerisch-Schwaben massiv unter Druck geraten. Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge ist im vergangenen Jahr schwabenweit um rund 10 Prozent zurückgegangen, im Landkreis Oberallgäu und in Kempten war es ein Minus von 8,7 Prozent. Auch für das im September beginnende Ausbildungsjahr zeichnet sich ein Rückgang ab. Die gegenwärtigen Zahlen sind allerdings nur Momentaufnahmen. Es ist davon auszugehen, dass aufgrund der derzeit unsicheren Lage zahlreiche Ausbildungsverhältnisse kurzfristig geschlossen werden und in den kommenden Monaten noch viel Dynamik in den Ausbildungsmarkt kommen wird.

    Coronabedingte Unsicherheiten auf dem Ausbildungsmarkt

    Die bislang von den Unternehmen gemeldeten Ausbildungsplatzangebote liegen derzeit über dem Vorjahresniveau und geben für das im September beginnende Ausbildungsjahr Anlass zur Zuversicht. Während die Zahl der Ausbildungsbetriebe schwabenweit mit 4.800 zuletzt nahezu konstant geblieben ist, erweisen sich auf Bewerberseite coronabedingte Unsicherheiten über die weitere wirtschaftliche Entwicklung als Hemmnis. "Herausforderung wird es daher sein, potenzielle Bewerber, die aufgrund der Corona-Auflagen und Schulschließungen derzeit nur schwierig zu erreichen sind, für eine duale Ausbildung zu begeistern", sagt Björn Athmer, Regionalgeschäftsführer der IHK Schwaben im Allgäu. Die IHK Schwaben bemüht sich mit digitalen Formaten, Kampagnen und gezielten Vermittlungsaktionen Bewerber und Unternehmen zusammenzubringen. In den Branchen, die vom Lockdown unmittelbar betroffen sind, wie Gastronomie oder Handel sind derzeit deutliche Rückgänge bei den neu eingetragenen Ausbildungsverhältnissen zu verzeichnen. Auch im Bereich Lager/Logistik ist der Trend rückläufig. Dagegen sind die Chancen, einen Ausbildungsplatz zu finden, in anderen Branchen nach wie vor sehr gut, so z. B. in Digitalberufen.

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