Horst Lichter brutzelt – anders als in seinen Fernseh-Shows – auf der Live-Bühne wenig. In der Big Box blödelt der Starkoch mit dem kunstvoll gezwirbelten Schnurrbart umso mehr und bringt rund 800 Zuschauer zum Lachen. Nur ab und zu wird mal der Bühnenherd angeworfen.
Lichters Rezept: Mach's tierisch und fett und bloß nicht sparen mit allem, was ungesund ist und schmeckt. Nur kein schlechtes Gewissen beim Genießen. Hier ein Spritzer Sahne (also ein riesiger Schlag), dort ein Tröpfchen Bailey's (also ein guter Schuss), dazu ein Messerspitzchen Butter (also gleich ein halbes Pfund aufgegabelt). Die Butter schmilzt im Topf, und die Live-Kamera fährt nahe ran, bis man die Bläschen platzen sieht. Alles "sterbende Kalorien", beruhigt Lichter und reicht die flott zusammengebrauten Schoko- oder Eierlikörbomben ins Publikum. Wenn der 49-Jährige einmal am Kochen ist, dann tut er das in atemberaubender Geschwindigkeit. Meistens jedoch bleibt die Küche kalt. Dann teilt Lichter augenzwinkernde Seitenhiebe auf seine Fernsehkoch-Kollegen aus, plaudert unterhaltsam von seinen Reisen und aphrodisierenden Lebensmitteln oder er knöpft sich Ewald aus der ersten Reihe für manchen Spott vor.
Ganz entschieden hat der Comedy-Koch (oder Koch-median) dem Magerwahn den Kampf angesagt. Beständig hält Lichter den 'Knorpeln auf High Heels' wie Heidi Klum und anderen 'lebenden Röntgenbildern' seinen Fett-Spiegel vor. Lichter sendet die Botschaft aus: Haut ohne Reue rein, was dick macht. Da fällt auch ein kurzes nachdenkliches Statement am Schluss kaum mehr ins Gewicht.
Und, welch Wunder, Lichter kann auch schweigen, denn sein 'Silent Cooking'-Werk spricht für sich: Eine Bananen-Schichttorte, die hauptsächlich aus einer Schüssel Sahne und Biskuitböden besteht – getränkt mit einigen Spritzern Likör (nach Lichter’schem Maß fast eine Flasche). Seinen Ruf als 'Reinhold Messner des Butterbergs' hat Lichter wieder aufrecht verteidigt.