Überraschende Entwicklung am Hildegardplatz: Ralf Oberbauer, vor dem Bürgerentscheid Sprecher der Initiative gegen eine Tiefgarage, schließt die St. Lorenz-Apotheke am 17. März. Wirtschaftliche Gründe führt der 39-Jährige für diesen Schritt an.
Seit 1977 gibt es die Apotheke im denkmalgeschützen Anwesen Hildegardplatz 13. Oberbauers Vater hatte sie im Erdgeschoss eröffnet, zwei Stockwerke darüber spielte der kleine Ralf in seinem Kinderzimmer. 2007 übernahm Oberbauer die Apotheke von seiner Mutter.
Doch zuletzt liefen die Geschäfte nicht mehr besonders. 'In den vergangenen Jahren sind zehn Ärzte aus der Umgebung weggezogen', erklärt der Kemptener. Die Patienten würden stark in den Ärztehäusern gebunden, die Stammkundschaft werde weniger. Zudem seien in den Räumen mit Stufen am Eingang viele Modernisierungen nicht möglich gewesen, die eine Apotheke heutigen Standards brauche.
Umzug Richtung Leipzig
Ursprünglich habe er geplant, die Apotheke noch einige Jahre zu führen, aber der finanzielle Einbruch mache dies nicht möglich. Zudem kam eine lukrative Offerte, die ihm den Abschied ein wenig erleichtere: Oberbauer wechselt ins Qualitätsmanagement und wird sich bundesweit mit Zertifizierungen etwa von Hotelketten oder Autohäusern beschäftigen. Zum Jahresende ist geplant, dass er mit seiner Frau Richtung Leipzig zieht: 'Ich werde Kempten aber sicher immer wieder besuchen, gern gehe ich natürlich nicht weg.' Mit seinem Engagement zur Umgestaltung Hildegardplatzes habe seine Entscheidung übrigens nichts zu tun. Die Argumente gegen eine Tiefgarage halte er nach wie vor für richtig. Heute um 19.30 Uhr werde er bei der Anliegerversammlung im Stift sein: 'Klar, noch bin ich Anlieger.'