Das Thema Aktivpark hat im Hergatzer Gemeinderat nicht nur für kontroverse Diskussionen in der Sache gesorgt. Es hat auch deutlich gemacht, dass sich die Gemeinderäte vom Bürgermeister nicht in Entscheidungsprozesse eingebunden fühlen. Es könne nicht sein, dass die Räte als letztes erfahren, was geplant ist, ärgerte sich Josef Rädler. Klaus Bilgeri war ebenfalls sauer: 'Wir sind nur noch zum Ja und Nein sagen da, das geht gar nicht.' Karl Schmid sprach von Hektik und wollte das Thema vertagt wissen. Moniert wurde auch, dass die Bürger ebenfalls 'nicht mitgenommen' werden.
Letztendlich entschied sich die Mehrheit der Räte (8:5 Stimmen) allerdings doch, der (leicht abgeänderten) Beschlussvorlage der Verwaltung zuzustimmen: Die vorgelegte Entwurfsplanung für einen Aktivpark auf dem Wohmbrechtser Sportgelände 'wird zur Kenntnis genommen', der Antrag auf Leader-Mittel gestellt. Bürgermeister Uwe Giebl hatte von einer einmaligen Chance gesprochen, die man nutzen sollte. Mit einem solchen Aktivpark habe man ein Angebot für alle Bürger, so Giebl. Und das koste die Gemeinde gerade mal 20 000 bis 30 000 Euro mehr als der schon zugesagte Zuschuss für den ursprünglich geplanten reinen Kunstrasenplatz des TSV Wohmbrechts.
Der Rathauschef verteidigte auch das Vorgehen der Verwaltung. Man habe zeitnah reagieren müssen. Die WBF (Westallgäu-Bayerischer Bodensee Fördergesellschaft) entscheide am 8. November über die Anträge. Bei einer langwierigen Planung mit breiter Einbindung der Bürger durch Arbeitskreise hätte man heute kein fertiges Konzept. Sportvereine, Schulleitung, Behindertenbeauftragte und Seniorenbeauftragte seien in die Gespräche mit einbezogen worden, so Giebl. Und teilweise müsse man den Bürgern, die in der Bürgerversammlung über das Projekt informiert worden seien, auch 'was in die Hand geben'. Die Räte verlangten in der Regel ebenfalls Zahlen, wenn es um Maßnahmen gehe, stellte der Gemeindechef fest. Die hätte man nun mit der Entwurfsplanung und der Kostenschätzung auf dem Tisch.
Dass der TSV dringend einen Kunstrasenplatz braucht, war im Gremium unbestritten. Über den Bedarf für einen Aktivpark gab es dagegen konträre Auffassungen. Ingeborg Schuleit, Gemeinderätin und Seniorenbeauftragte, führte wie auch der Bürgermeister ins Feld, dass Senioren immer älter und aktiver werden.
Sparsam und sinnvoll verwenden
Und in Hergatz gebe es für diese Gruppe 'gar nix', so Schuleit. Auch wüsste man in Wohmbrechts nicht, wo man mit seinen Kindern und Enkeln zum Spielen hingehen könnte. Der Ort könne nicht auf ewig ein verschlafenes Dorf bleiben.
Die Räte müssten sich die Frage stellen: 'Oder will ich das?' Wenn alles so bleibe, grause ihr jetzt schon vor dem Älterwerden, beteuerte die Seniorenbeauftragte. Klaus Bilgeri sah dagegen keinen Bedarf für das Projekt, zumindest keinen ermittelten. Leadermittel seien Steuergelder und deshalb sparsam und sinnvoll zu verwenden, so sein Hinweis.
Michael Zeh nannte das Ganze zwar eine gute Idee, damit man auf schnellstem Wege zu einem Spielfeld kommt. Fragte sich aber auch: 'Brauchen wir das Drumherum wirklich?' Adalbert Sohler wies darauf hin, dass man noch andere Baustellen wie Schule und Dorfplatz habe.
Ein Thema waren auch die Folgekosten. Peter Karg, Vorstand des TSV Wohmbrechts, nannte 2 000 bis 3 000 Euro pro Jahr für Pflegemaßnahmen beim Multifunktionsfeld.