Rund um das Waldstück liegt dichter Nebel. Es ist fast totenstill. In der Ferne hört man ein Rattern, das zunehmend lauter wird. Ein Traktor bahnt sich seinen Weg durch die schneebedeckte Landschaft. Plötzlich bleibt er stehen, zwei Gestalten steigen aus. Ein Mann hält eine Kettensäge in der Hand. Nein, erschrecken will Norbert Röhrle wahrlich niemanden - ganz im Gegenteil.
Der 42-jährige Schreinermeister ist mit seinem Sohn Martin unterwegs, um das zu holen, was an Heiligabend Kinderherzen höher schlägen lässt: Christbäume. Die pflanzen der Röthenbacher und seine Familie seit zehn Jahren in ihrem eigenen Wald, um sie an ihrem Hof an den Mann zu bringen.
"Hier stehen rund 6000 Fichten, Weißtannen, Blaufichten und Nordmanntannen auf einer Fläche von knapp vier Hektar", schätzt Röhrle. Obwohl Nordmanntannen seit Jahren am meisten Geld bringen, setzt der Röthenbacher nach wie vor auch auf die klassischen Christbaum-Sorten: Die seien gerade im Westallgäu noch immer sehr gefragt. Er streicht mit der Hand an einem Fichten-Ast entlang und hebt sie an seine Nase: "Die riechen einfach viel besser.
" Die gezüchteten Tannen aus Skandinavien hingegen wirkten zwar perfekt, aber doch irgendwie gekünstelt, findet Röhrle. Jetzt wirft der 42-Jährige seine Kettensäge an. Ringsherum breitet sich eine bläuliche Dunstwolke aus, mit ihr der leichte Geruch von Benzin. Norbert Röhrle hat eine etwa zwei Meter große Tanne ausgewählt und setzt unten am Stamm mit der Säge an. Ein kleiner Schnitt hier, ein anderer da - knapp 20 Sekunden später fällt der Baum um. Sohn Martin hebt die Tanne auf und schleift sie über den Schnee zum Anhänger.
Vater Norbert nimmt sich inzwischen die nächsten Bäume vor: "Das ist richtig viel Arbeit." Gemeint ist nicht nur das Sägen, sondern vor allem das davor. Familie Röhrle pflanzt im Frühjahr die Setzlinge in den Boden und kümmert sich um die Bäume, damit sie prächtig wachsen und gedeihen. Dennoch muss Röhrle jährlich etwa 300 kaputte Bäume wegwerfen - nicht unbedingt wenig, wenn man bedenkt, dass ein Setzling etwa 80 Cent bis einen Euro kostet.
An was erkennen Käufer eigentlich einen guten Christbaum? "Wenn der Stamm noch weiß ist, heißt das, dass der Baum noch frisch ist - grau dagegen bedeutet alt", erklärt der 42-Jährige. Damit das möglichst lange so bleibt, empfiehlt er, in den Baum-Ständer etwas Wasser hinein zu geben. Darüber hinaus gebe es viele andere Philosophien, wie beispielsweise Glyzerin hinzugeben oder die Bäume nach dem Mond fällen, wovon Röhrle aber wenig hält.
Wer einen möglichst frischen Baum will, besorge sich am besten einen kurz vor Heiligabend.
Im Handel Preise angezogen
Und wie steht es derzeit mit den Preisen? "Bei uns kostet ein Meter wie im Vorjahr zwischen 7 und 16 Euro", sagt der Röthenbacher. Der Handel dagegen habe heuer seine Preise für die Bäume um etwa fünf bis zehn Prozent erhöht. Vorbei seien übrigens die Zeiten, in denen Discounter Tannen zum Schnäppchen verkauft haben. Dafür sei das Angebot inzwischen zu gering.