Als erste Gemeinde im Westallgäu will Heimenkirch in den Ausbau eines Glasfasernetzes zur Versorgung von Privathaushalten und Betrieben mit schnellem Internet investieren. In einem einstimmigen Grundsatzbeschluss hat der Marktgemeinderat am Montag festgelegt, einen entsprechenden Förderantrag zu stellen.
Sollte dieser positiv beschieden werden, wird die Gemeinde ihren Kostananteil in Höhe von 220 400 Euro im Haushalt 2012 für dieses Projekt bereitstellen. Der Netzausbau soll im kommenden Jahr erfolgen. Die Telekom stellt in Aussicht, künftig 85 Prozent des Gemeindegebiets mit DSL-Anschlüssen zwischen zwei und 50 mbit/s anbieten zu können. Ende diesen Jahres läuft das Förderprogramm aus, mit dem der Freistaat Bayern den Ausbau der Internet-Infrastruktur unterstützt. Die meisten Gemeinden im Landkreis Lindau werden diesen Termin ungenutzt verstreichen lassen. Im Westallgäu setzt man überwiegend auf die LTE-Technologie ('Long Term Evolution-Technik'), bei der die Daten per Mobilfunknetz übertragen werden. Die Wirtschafts- und Entwicklungsleitstelle Westallgäu WEST hat vor rund einem Jahr den Kontakt zur Firma Vodafone hergestellt, die das Westallgäu mit schnellerem Internet versorgen möchte. In Betrieb genommen wurde bisher der Sendestandort Scheidegg, die Einrichtung weiterer zugesagter Sender verzögert sich.
Für die Gemeinden hat die LTE-Lösung den Vorteil, dass sie kein Geld für diese Form für Infrastruktur ausgeben müssen. Die Verbraucher selbst bezahlen Gebühren an den Anbieter Vodafone, wenn sie das schnelle Internet nutzen möchten.
Heimenkirch geht einen anderen Weg. Nicht nur, dass der Gemeinderat im April den Ausstieg aus der WEST beschloss – er nimmt auch das Thema Breitbandversorgung selbst in die Hand. Von drei eingeholten Angeboten erfüllt nur das der Telekom die Voraussetzungen für die staatliche Förderung. Wie Bürgermeister Markus Reichart dem Gemeinderat erläuterte, geht die Telekom von rund 440 000 Euro Kosten aus. Der Markt Heimenkirch müsste davon 320 400 Euro finanzieren und erhofft sich einen Zuschuss in Höhe von 100 000 Euro.
Im Raum stand vor dem Beschluss also eine Summe von 220 400 Euro. Reichart rechnete den Mitgliedern vor, dass man sich gleichzeitig die etwa 80 000 Euro spare, die die Mitgliedschaft in der WEST auf die nächsten drei Jahre gekostet hätte (jährlich 26 800 Euro).
Dennoch äußerten einzelne Gemeinderatsmitglieder ihre Sorge angesichts der hohen Kosten – immerhin ist der Haushalt des Marktes mit der Ortskernsanierung über Jahre belastet. Auf der anderen Seite stand die Aussicht, dass mit dem Vergraben von Glasfaserkabeln der Datenverkehr über Mobilfunkstrahlung deutlich reduziert wird (Reichart: 'ein heikles Thema') und außerdem die Bauarbeiten zeitgleich mit der Großbaustelle im Ortszentrum erfolgen können.
Auch für die Peripherie Heimenkirchs, die noch nicht ans Glasfasernetz angeschlossen wird, bringe die Investition eine Verbesserung, sagte Josef Herrmann. 'Je kürzer die Strecke ist, auf der die Daten vom Glasfaserkabel weg über Kupferleitungen zum Hausanschluss transportiert werden, desto besser ist die Übertragung', so seine Erklärung.