Die Westallgäuer Luftsportgruppe (WLG) aus Lindenberg begeht in diesem Jahr ihr 60-jähriges Bestehen. Im Jahr 1951, als in Deutschland die private Fliegerei nach Ende des Zweiten Weltkrieges wieder erlaubt wurde, gründeten 46 flugbegeisterte Allgäuer einen Flugsportverein.
Die Anfänge unter dem ersten Vereinsvorsitzenden, dem Lindenberger Unternehmer Alfred Achberger, waren bescheiden. Außer der Begeisterung fürs Fliegen hatte die Gruppe anfänglich nicht viel. Es fehlte an einem geeigneten Fluggelände, einer Werkstatt und auch am notwendigen Fluggerät. In der Nachkriegszeit gab es in Deutschland keine fertigen Flugzeuge zu kaufen und so musste das erste Vereinsflugzeug, ein Segler mit 17 Metern Spannweite, in Eigenleistung aus Holz gebaut werden. Die erste Vereinswerkstatt war nicht groß genug für das Bauprojekt und so wurde die Endmontage kurzerhand in die alte Lindenberger Stadthalle an der Bräuhausstrasse verlegt.
Nach eineinhalb Jahren Bauzeit konnten im Sommer 1953 die ersten Flüge mit der doppelsitzigen Mü13e oberhalb von Bregenz und in der Umgebung von Lindenberg gemacht werden. Am Pfänder wurde im Bereich der heutigen Adlerwarte gestartet. Im August 1953 verfolgten zahlreiche Zuschauer den internationalen Segelflugwettbewerb am Pfänder, den die Lindenberger Segelflieger gleich für sich entscheiden konnten.
Der Lindenberger Werner Bauer erinnert sich noch an seinen ersten Flug mit dem Doppelsitzer im Jahr 1955. Bauers Nachbar, der Fluglehrer Albert Kugel hatte den damals 14-jährigen zu einem Flug eingeladen. Für den Jungen sollte es ein unvergessliches Erlebnis werden. 'Ich war begeistert', erinnert sich Bauer. Dem Segelfliegen ist der mittlerweile 70-Jährige bis heute treu geblieben. Mehr als 2400 Flugstunden weist sein Flugbuch aus.
Fluggelände in Schönau
Nach den schwierigen Anfangsjahren erlebte die Fliegerei in Deutschland einen allgemeinen Aufschwung. Die Mitgliederzahl der WLG verdoppelte sich nahezu und weitere Flugzeuge wurden angeschafft.
In Schönau, oberhalb von Röthenbach, konnte 1959 schließlich ein eigenes Fluggelände eingerichtet werden. Das Bauvorhaben eines Milchwerks bedingte 1982 die Stilllegung des Schönauer Flugplatzes und den Umzug der Lindenberger Segelflieger nach Isny.
Im Jahr 1995 wechselte die WLG dann weiter zu ihrem heutigen Heimatflugplatz in Kempten-Durach. Der Platz bietet dem Verein ideale Voraussetzungen. Heute betreibt die Westallgäuer Luftsportgruppe dort vier eigene Segelflugzeuge sowie eine moderne Schleppwinde. Ein Schwerpunkt liegt dabei in der Schulung des fliegerischen Nachwuchses.
Mit 14 Jahren kann die Ausbildung zum Segelflugpiloten begonnen werden. In sechs Jahrzehnten Vereinsgeschichte haben die ehrenamtlichen Fluglehrer der Westallgäuer Luftsportgruppe etliche Piloten ausgebildet. Die Technik der Flugzeuge wurde zwar im Lauf der Zeit immer ausgefeilter, eines ist jedoch unverändert geblieben: Die Faszination des lautlosen Gleitens zieht nach wie vor jeden in seinen Bann.