Schiff ahoi! Ganz schön turbulent war die Fahrt durch bayerische Gewässer mit Kapitän Seehofer, Ehrenkapitän Stoiber und Schiffsjunge Beckstein, die sich laut Bild- und Tondokument schon im Kindergarten zofften. Seine Paraderollen verpackt Kabarettist Wolfgang Krebs in das Singspiel über 'Eine Partei auf Wahlfang: Drei Mann in einem Dings'. Und bringt dazu zwei Alleinunterhalter von Kaffeefahrt-Niveau auf die Bühne, denen Lachsalven sicher sind.
'1000 Takte Tinnitus'
Bei Meggy Montana, dem verhinderten Superstar-Bewerber mit seinem Album '1000 Takte Tinnitus' wird’s allgäuerisch mit Sang und Klang aus Nesselwang und herzzerreißend mit der Bouzuki von Montepulciano. 'Denkens ihnen drüber nach', rät Lebensberaterin Waldemarie Wammerl. 'Ein Herr der meinen Namen trägt, den wünsch ich mir heut Nacht', singt die überreife Dirndlkönigin im Dreiviertelplayback und seziert als Sexpertin: 'Gummi und Leder, das reizt so manchen an den Damen, weil, dann riechen sie wie ein neues Auto.'
Horst Seehofer spöttelt, verteilt Seitenhiebe, und so einige im Landtag kriegen ihr Fett ab. 'Ich kann die Leute in einem Ausmaß ignorieren, dass sie an ihrer Existenz zweifeln', verkündet er im bekannten Brustton der Überzeugung. Frauenquote? Scheint nach der Power von Barbara Stamm ein Problem, vielleicht hilft ja sein Ständchen an die Gemeinderätin 'Ramona, verzag nicht und frag nicht' und so weiter. Wenn auch Günther Becksteins Auftritt als Deckschrubber relativ kurz ausfällt, wie seine Amtszeit, die Drohung 'Wenn ich wiederkomm’, dann als Pirat!' meint nicht nur die Fastnacht in Franken. Werbeblöcke treffen den Nerv der Zeit. 'Wie Sie aus großem Vermögen ein kleines machen', erklärt der Schweizer Bankberater, natürlich kostenlos.
Und die Württembergische Müsli-Reklame dröhnt einem klebrig die Ohren voll.
Wohin geht die Reise auf der MS Wolfratshausen? Die Ikone FJS wird beschworen, und sei es in Gestalt eines Waschbetonkübels. Ortsvorstand Schorsch, derb und deftig, ist umwerfend komisch mit seinem Wutanfall wegen der Entweihung dieses Blumenkübels, den er einst zu Ehren des großen Vorsitzenden aufstellte. Da zappelt auf einmal eine Kasperlpuppe aus dem Bullauge des Schiffs. Klein, aber oho ist der blinde Passagier. Christian Ude, der wichtigste Ozapfer Bayerns, der München erfunden hat, macht sich auf, das 'O’zapft is!' im gesamten Freistaat zu übernehmen. Doch Hilfe naht. Zu absoluter Hochform steigt Wolfgang Krebs auf mit seinem Alter Ego Edmund Stoiber.
Er zelebriert nicht nur genüsslich das klassische Verhaspeln, die aberwitzigen Witze wie das historische Erlebnis mit den amerikanischen Straßen, die 'Walk' und 'Don’t Walk' heißen. Nach-Nachfolger Seehofer liefert ihm die brandneue Steilvorlage mit der Einsicht, dass das Auswechseln vor fünf Jahren ein Fehler war. Der Rücktritt vom Rücktritt, das ist wie ein Atommeiler, den kann man wieder hochfahren! Ganz lässig und versöhnlich kann er singen 'Ich war noch niemals in New York, noch niemals richtig frei’' – und Optionen können ins Kraut schießen.
In Schwangau und Füssen hat Krebs sich kundig gemacht und das Publikum, auch 'Reinhold S. und die Füssner, die sich hertrauten', amüsierten sich königlich über Ampel- und Grundwasserstreit, und dass von den Millionen für den Hofer Flughafen mit einem Passagier pro Tag leicht ein drittes Schloss bei uns gebaut werden könnte. Viel gelacht wurde im vollen Schlossbrauhaus, viel bewundert der Parodist im fliegenden Rollenwechsel. Der Erfolg von 'Drei Mann in einem Dings' scheint nach dieser Vorpremiere angesichts tagespolitischer Vorgaben gesichert.