Gespräche in lockerer Atmosphäre beim Sektempfang unter freiem Himmel, ein Blick auf eineinhalb Jahrhunderte Zeitungsgeschichte und ein festliches Abendessen im edel dekorierten Oberstdorf-Haus (Oberallgäu): Der Geschäftsführer des Heimatverlags, Ulrich Eberl, nahm das Jubiläum 150 Jahre Allgäuer Anzeigeblatt und Medienhaus Eberl zum Anlass, sich mit einem Galaabend bei Geschäftspartnern für die langjährige Zusammenarbeit zu bedanken.
Am 2. April 1859 startete die allererste Zeitung des Oberallgäus - sie hieß "Wochenblatt für die Landgerichtsbezirke Immenstadt und Sonthofen". Daraus sollte sich das Allgäuer Anzeigeblatt entwickeln, die Heimatausgabe unserer Zeitung für das südliche Oberallgäu und das Kleinwalsertal. Seit 1968 erscheint die Zeitung in enger Kooperation mit dem Allgäuer Zeitungsverlag.
"Wir wären nicht Eberl, wenn wir nicht in der Vergangenheit schon immer an die Zukunft gedacht und die Weichen frühzeitig gestellt hätten", so der Verleger - und gab trotz der Wirtschaftskrise Veränderungen und Investitionen auf den Ebenen Technologie, Menschen und System bekannt.
Neben dem Galamenü erwartete die abendlichen Gäste zudem geistige Nahrung: Der Publizist und CDU-Politiker Oswald Metzger - einst für die Grünen im Bundestag - blickte unter dem Motto "Glaubwürdigkeit wagen - Vielfalt erhalten" kritisch auf Politiker, die das Blaue vom Himmel versprächen, Menschen, die dies glauben wollten und ein System, das zu keinen echten Reformen mehr in der Lage sei.
"Ökonomische Analphabeten"
Dabei griff er zu drastischen Worten, sprach von einem "Volk ökonomischer Analphabeten" ebenso wie von "Wählern, die in Watte gepackt werden wollen". Politiker seien nicht in der Lage, Zusammenhänge zu vermitteln, es herrsche Begriffsverwirrung, Themen würden nicht offen kommuniziert. Dies untermauerte der Publizist mit etlichen Beispielen.
Auch kritisierte Metzger den "Betroffenheitsjournalismus der neuen Prägung par excellence" verschiedener Fernsehformate. Man könne ganz Oberstdorf mit weißen Sofas pflastern und Menschen darauf setzen, die Forderungen an die Politik stellten und diesen nachkommen, veranschaulichte Metzger exemplarisch. Genau das aber sei verkehrt. "Man muss als Politiker auch Nein sagen können", betonte er - weg von einer "Weicheipolitik".
Mehrfach zitierte Metzger aus Max Webers Rede "Politik und Beruf" aus dem Jahr 1919. Der Nationalökonom hatte sachliche Leidenschaft, Verantwortungsgefühl und ein Augenmaß als wichtigste Qualitäten eines Politikers skizziert. Attribute, die nach wie vor gelten sollten.