Arabischer Frühling, Havarie der 'Costa Concordia', Staatspleite in Griechenland – die vielen negativen Schlagzeilen in der jüngsten Zeit lassen vermuten, dass die Buchungen in den Reisebüros stark zurückgehen. Doch wer das denkt, der irrt: Die Reiselust – gerade jetzt kurz vor den Osterferien – ist ungebrochen. Das bestätigten gleich mehrere Reisespezialisten im südlichen Ostallgäu. Die Begründung liefert Markus Schiegg aus Schwangau: Reisen berühre die Seele.
'Besonders beliebt in der Osterzeit sind natürlich sonnige Ziele wie etwa die Kanaren', sagt Simone Steiner, Juniorchefin des Reisebüros Graf in Füssen. Aber auch Fernziele und die Algarve seien sehr gefragt. Kurios: Kreuzfahrten sind – trotz des Unglücks der 'Costa Concordia' – gefragt wie nie. 'Die Nachfrage zieht an', wundert sich Steiner. Und das nicht nur in Füssen.
Auch im Reisebüro Schott in Pfronten sind Kreuzfahrten der Renner. 'Wir fragen uns selbst warum. Aber wir haben so viele Buchungen für Kreuzfahrten wie noch nie', bestätigt Anke Schott. Warum der Markt nicht eingebrochen ist, macht Christian Lotter von 'Alpspitz Tours' in Nesselwang am Realitätssinn der Leute fest.
'Die Kunden können einfach einschätzen, dass recht selten etwas passiert', sagt er. Auch dass die Branche in Zukunft leide, sei nicht wahrscheinlich, ergänzt Schiegg.
Kunden wollen es genau wissen
'Für die Muttergesellschaft der ,Costa Concordia', Carnival, wird es wohl eng, aber nicht für die anderen Unternehmen', schätzt Schiegg die Lage ein. Auch Griechenland werde kaum unter den aktuellen Geschehnissen leiden – die Buchungen seien da. Dennoch würden sich die Kunden genau erkundigen, erklärt Schott. Einig sind sich alle: Die aktuelle Situation bei den Hellenen wirke sich nicht auf den Tourismus aus. Nur die Nesselwanger sind verhalten. 'Bei uns sind die Buchungen für Griechenland um 35 Prozent zurückgegangen ', so der Inhaber von 'Alpspitz Tours'.
Die Auswirkungen des Arabischen Frühlings auf Ägypten und Tunesien seien hingegen unterschiedlich. Obwohl diese Länder grundsätzlich wieder sehr gefragt seien, habe es in Tunesien deutliche Einbrüche gegeben, erklärt Steiner. Die Buchungen seien 'zurückhaltend', weiß sie. Anke Schott führt den Rückgang auf das Imageproblem des Urlaubslandes zurück. 'Aber das hatte Tunesien schon vor der Revolution.' Verständlich ist ihr das nicht. Das Preis-Leistungs-Verhältnis sei gut und die Hotels hätten ihr Niveau gehoben.
Fazit: Markante Veränderungen gab es im Füssener Land nicht. Nur die Flugpreise sind aufgrund des Kerosinzuschlags etwas gestiegen. 'Zwischen neun und 30 Euro – je nach Entfernung des Reiseziels', bedauert Anke Schott.