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Für verloren geglaubte Jugendliche - Auszeichnung für Lindenschule Memmingen

Ausezeichnung

Für verloren geglaubte Jugendliche - Auszeichnung für Lindenschule Memmingen

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    Für verloren geglaubte Jugendliche - Auszeichnung für Lindenschule Memmingen
    Für verloren geglaubte Jugendliche - Auszeichnung für Lindenschule Memmingen Foto: Eva Maria Häfele

    Eigentlich ist er kein Forscher, sondern ein Pauker. Aber mit seiner Erfindung der so genannten Praxisklasse hat der Chef der Memminger Lindenschule einen Coup gelandet. Sein pädagogisches Experiment wurde in ganz Bayern hundertmal kopiert und der Erfinder Franz Schneider mit dem Staatspreis für Unterricht und Kultus ausgezeichnet. Aus Interesse an dem besonderen Unterrichtsmodell hat gestern der bayerische Bildungspolitiker Georg Eisenreich (CSU) die Schule im Memminger Osten besucht.

    Rechtsanwalt Eisenreich ist stellvertretender Vorsitzender des Bildungsausschusses im bayerischen Landtag und war der Einladung von Landtagsabgeordnetem Josef Miller (CSU) gefolgt, den Unterricht der beiden Praxisklassen P1 und P2 unter die Forscherlupe zu nehmen.

    Die P1-ler sind Jungs und Mädels aus den achten und neunten Klassen, die durch schlechte Noten aufgefallen sind. Sie sollen jetzt durch intensive Betreuung von Lehrern, Förderlehrern und Sozialpädagogen wieder Lust am Lernen bekommen.

    Die P2-ler sind überwiegend Zehntklässler, die immer noch kein Abschlusszeugnis in der Tasche haben und unter besonderer pädagogischer Zuwendung die Chance kriegen, den Hauptschulabschluss nachzuholen.

    'Keiner verlässt bei uns ohne Abschluss die Schule', betonte Rektor Schneider im Gespräch mit Politiker Eisenreich. Dabei ist eine bestandene Abschlussprüfung noch nicht alles, was die verhaltensauffälligen oder lernschwachen Schüler an Erfolgen aufweisen können: 60 Prozent der P1- und P2-ler würden es fast fließend von der Schulbank in die Lehrbank eines Ausbildungsbetriebs schaffen, erzählte Schneider.

    'Sie erklimmen Berufe, an die man nie gedacht hätte', sagte der Lindenschul-Rektor und nannte als Beispiel die Speditionskauffrau und den Industriemechaniker.

    Wer hinter dieser Leistung nichts Ungewöhnliches findet, wird von Schneider daran erinnert, dass es sich bei den P-Klässlern um Schüler handelt, 'die man schon fast verloren geglaubt hatte'.

    'Sie waren abgestürzt'

    'Sie waren abgestürzt und entwickeln jetzt plötzlich unheimlich viel Potenzial. Das ist faszinierend', sagte Schneider und Miller betonte in diesem Zusammenhang: 'Die Gesellschaft braucht jeden Schüler.' Man könne es sich nicht leisten, manchen in eine Sackgasse laufen zu lassen.

    Bevor Schüler von der Regelklasse in eine der beiden Praxisklassen wechseln, laufen intensive Gespräche, die sich meist über Monate ziehen. 'Wir zwingen niemanden in die P-Klasse', sagte Schneider. 'Die Schüler sitzen freiwillig drin. Aber sie merken ziemlich schnell: Hier geht es um mich. Und keinem Jugendlichen geht es mit schlechten Noten gut.'

    Die Note 'sehr gut' attestierte Bildungspolitiker Eisenreich dem Memminger Unterrichtsmodell: 'Die Lindenschule ist ganz, ganz weit vorne und Schüler, Lehrer und Rektor können stolz sein auf das, was hier tagtäglich geleistet wird.'

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