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Früher gab es sogar ein Billett für Rindviecher

Fuchstalbahn

Früher gab es sogar ein Billett für Rindviecher

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    Früher gab es sogar ein Billett für Rindviecher
    Früher gab es sogar ein Billett für Rindviecher Foto: bahnpark augsburg

    28 Kilometer und 710 Meter sind es von Landsberg nach Schongau. Zumindest wenn man entlang der Bahnschienen der Fuchstalbahn marschiert. Seit nun 125 Jahren verbindet diese Eisenbahnstrecke die beiden Städte. Das runde Jubiläum wird am Sonntag mit Dampflok-Sonderfahrten gefeiert. Die wechselvolle Geschichte dieser Strecke durch den südlichen Landkreis begann bereits im Januar 1861, als sich in Schongau ein Eisenbahnkomitee gründete und um den Anschluss der Stadt an das Bahnnetz bemühte. Favorisiert wurde dabei die Strecke von Tutzing über Peißenberg. Diese wurde dann zwar 1866 eröffnet, endete aber in der damaligen Bergwerkssiedlung am Peißenberg. In den Folgejahren bemühten sich die Schongauer um eine Verlängerung bis in ihre Stadt, diese technisch anspruchsvolle Linie sollte dann allerdings erst mitten im Ersten Weltkrieg im Jahr 1917 verwirklicht werden.

    Unterstützung erhielten die Schongauer in der Zwischenzeit jedoch aus dem Fuchstal. Dort hatten sich die Gemeinden Unter- und Oberdießen, Asch, Leeder, Denklingen, Kinsau und Hohenfurch 1872 zu einem provisorischen Eisenbahnkomitee zusammengefunden und bemühten sich um den Anschluss an die Nebenstrecke von Kaufering nach Landsberg. Im Jahr 1881 erhielt man dann die Planungserlaubnis für die Bahnlinie Landsberg nach Schongau.

    1884 wurde die ins Auge gefasste Strecke abgegangen und aufgesteckt, ein Jahr später wurde zunächst der Abschnitt nach Unterdießen vorangetrieben. So konnte im Mai 1885 mit dem Abtransport der großen Mengen des in Unterdießen gelagerten Langholzes begonnen werden. Im Juli 1885 hatte man Denklingen erreicht, und im September des gleichen Jahres fand die erste Probefahrt auf der Gesamtstrecke statt.

    Erst im November 1886 erfolgte dann die feierliche Inbetriebnahme der neuen Bahnlinie.

    Neben dem Holz, das zuvor noch mithilfe von Flößen auf dem Lech transportiert worden war, wurde mit der Eisenbahn sehr viel Vieh befördert, sodass sogar eine eigene Wertkarte, nämlich das 'Billett für Rindviecher', geschaffen wurde. Auch die Käseproduktion wurde an den Bahnhöfen verladen, umgekehrt kamen auf der Schiene die Postsendungen in die Fuchstalorte. Überhaupt nahmen die anliegenden Orte durch die Bahneröffnung einen wirtschaftlichen Aufschwung.

    Lebhaft genutzt wurden die täglich zunächst zwei, später sogar drei und dann vier verkehrenden Zugpaare auch von Reisenden. Im Jahr 1909 waren es insgesamt über 135 000 Personen. Mit der schrittweisen Verlagerung des Verkehrs auf die Straße begann in den 1960er Jahren allerdings der Niedergang des Personenverkehrs auf der Schiene. So verkehrten 1971 an Werktagen neben den drei Zügen bereits sieben Busse von Landsberg nach Schongau. Im Juni 1984 wurde dann der zuletzt mit Schienenbussen gefahrene Personenverkehr komplett eingestellt. Nicht jedoch der mittlerweile von der Augsburger Localbahn betriebene Güterverkehr, der vor allem der Schongauer Papierfabrik gilt.

    Nach einem Unfall an einem Bahnübergang bei Leeder, in dessen Folge mehrere Kilometer der Strecke beschädigt worden waren, und auch aus technischen Gründen wurde erst im Vorjahr die gesamte 28,7 Kilometer lange Trasse mit neuen Schienen und einem neuen Gleisbett ausgestattet.

    Quellen: 'Die Eisenbahn in Schongau' von Manfred Hofer und 'Asch – Heimat- und Geschichtsbuch' von Ludwig Kirschner.

    Das runde Jubiläum wird am am Sonntag mit einem Bahnhofsfest und Dampflok-Sonderfahrten gefeiert. Fahrkarten gibt es direkt im Zug bei den Schaffnern des Vereins. Alle Informationen, der Fahrplan und das Rahmenprogramm gibt es im Internet unter

    Mit der Fuchstalbahn von Augsburg über Landsberg nach Schongau: Das ist am Sonntag wieder möglich. Dann verkehrt auf der Strecke eine Dampflokomotive. Foto: Bahnpark Augsburg

    Ein Blick in den ehemaligen 'Billettlkasten', wo es für jedes Reiseziel eine eigene Fahrkarte gab. Repro: Markus Hehl

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