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Fotograf Christian Heumader und Mundart-Autor Josef Schmid erinnern mit "Hoibat" an das Bergheuen im Ostrachtal

Bildband

Fotograf Christian Heumader und Mundart-Autor Josef Schmid erinnern mit "Hoibat" an das Bergheuen im Ostrachtal

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    Fotograf Christian Heumader und Mundart-Autor Josef Schmid erinnern mit "Hoibat" an das Bergheuen im Ostrachtal
    Fotograf Christian Heumader und Mundart-Autor Josef Schmid erinnern mit "Hoibat" an das Bergheuen im Ostrachtal Foto: Franz Scholl

    Im Ostrachtal hat sich in den vergangenen Jahrzehnten die Kulturlandschaft erheblich verändert:

    Wo heute Wälder an den Hängen der Berge wachsen, waren diese Hänge bis in die Mitte der 60er Jahre noch mit Wiesen überzogen, die damals selbst noch in den Steillagen gemäht wurden. Musste doch ein Heuvorrat angelegt werden, um das Vieh über den Winter zu bringen. Die Geschichte der Bergwiesen und die Mühsal des Bergheuens haben der Mundartautor Sepp Schmid und der Fotograf Christian Heumader, die beide in Bad Hindelang leben, in einem Bildband eingefangen, der im neu gegründeten Berg-Weg-Verlag erschienen ist. Schmid und Heumader, die bereits in ihrem ersten gemeinsamen Bildband "Hondweark" das alte Handwerk im Ostrachtal vor dem Vergessen bewahrt haben, haben für das neue Buch die alten Plätze der Wiesenheuer aufgesucht und Zeitzeugen befragt, die auf den steilen Bergwiesen noch selbst gearbeitet haben.

    Das Mähen dort war nicht nur mühsam, sondern oft genug auch lebensgefährlich. Dabei wurden zum besseren Halt Steigeisen verwendet.

    Wenn es zum Heuen ging, musste nicht nur die Verpflegung, sondern alle Gerätschaften mitgenommen werden, da die Mäher sich zum Teil acht bis vierzehn Tage im Berg aufhielten und der Weg mehrere Stunden dauerte. Das Heu wurde in Stadeln auf den Berghängen gelagert, bis es dann im Winter genug geschneit hatte, um es mit Schlitten ins Tal zu fahren. Solch ein Heuzug konnte bis zu drei Zentnern wiegen.

    Christian Heumader hat mit seiner Kamera in beeindruckenden Schwarz-Weiß-Aufnahmen nicht nur die Arbeit der letzten Heuer wie der Brüder Michel und Gustl Räder dokumentiert, sondern auch die Überbleibsel bereits verfallener Stadl und Kochhütten eingefangen.

    Dabei sind ihm faszinierende Detailfotos von Spuren ehemaligen Arbeitslebens gelungen: zurückgelassene alte Gerätschaften, Reste von Schlitten, verfallene Dachstühle oder ins Holz geschnitzte Schriftzüge.

    Die zahlreichen historischen Fotos, die bis in die 20er Jahre zurückreichen, wurden von privat und aus dem Archiv des Heimatdienstes Hindelang zur Verfügung gestellt. Ein kurzes Kapitel ist unter anderem Oberried, dem Verschwinden eines Weilers am Eingang des Ostrachtals gewidmet, wo in früheren Zeiten noch 40 bis 50 Schlittenfuhren Heu gewonnen wurden.

    Die Erzählungen und Erinnerungen der Heuer sind in Mundart verfasst, denen jeweils der hochdeutsche Text gegenübersteht. Im Anhang des Bildbandes werden zwanzig Zeitzeugen und Heimatforscher wie Alfred Wittwer (der fünf Kapitel verfasste) vorgestellt, ohne die dieser Bildband nicht möglich gewesen wäre.

    Heute holt sich der Wald langsam, aber beharrlich wieder zurück, was ihm einst an Fläche abgerungen wurde.

    Neuerscheinung: Christian Heumader/Josef Schmid, Hoibat, 207 Seiten mit 228 s/w-Fotos, 39 Euro, Berg-Weg-Verlag, ISBN 978-3-00-034012-3.

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