'Wir befinden uns nicht weit von der Schweiz in einem Tal, das auf der Karte nicht zu finden ist. Vom Krieg ist hier nichts zu spüren, so scheint es zumindest …' Der Maler Erwin Bowien (1899 bis 1972) schreibt dies am 9. September 1944 in sein Tagebuch. Kreuzthal war bis Kriegsende sein Zufluchtsort, die langen Arme des Naziregimes reichten nicht bis in das abgelegene Dorf in der Adelegg. Auch die befreundete Familie Heinen mit ihren zwei kleinen Töchtern Bettina und Gabriele war hier untergetaucht. Bowiens Tagebuch (in Frankreich als Buch erschienen, die deutsche Fassung ist in Arbeit) erzählt vom rauen Alltag des Dorflebens.
Der 'Freundeskreis Erwin Bowien' zeigt nun mit der Ausstellung im Haus Tanne in Eisenbach mit Texten und Bildern eine markante Station im Leben des Malers. Bowien malte tagtäglich, denn Motive gab es zuhauf. Ein wundersames Leuchten verklärt seine Bilder, sie wiegen sich im weichen Klang des Farbenspiels. Und es vereint sich ein Riesenpotenzial an dramatischer Energie mit der Wildheit der Urnatur. Beseelte Lyrismen erzählen von der Sehnsucht nach Weite.
Hausherrin Bettina Kahl begrüßte zur Vernissage nahezu einhundert Besucher, auch Alexander Fürst von Quadt gab sich die Ehre. Buchenbergs Bürgermeister Toni Barth zeigte sich begeistert über diese 'außergewöhnliche' Ausstellung. Dr. Rudi Holzberger verstand es auf fabelhafte Weise, die Besucher mit Anekdoten zu begeistern.
Für die Ausstellung recherchierte er vor Ort, befragte Zeitzeugen und stöberte Bowien-Bilder auf. 'Wir haben großes Glück, darin das Kreuzthal zu sehen, wie es früher war', sagte Holzberger. Aus der Perspektive des Heimatkundigen fasziniere ihn der Blick in eine Zeit, als die Landschaft noch nicht 'zugewaldet' war. Soeben ist sein neues Buch 'Faszination Adelegg. Die Kunst der Landschaft' erschienen, und 'Das dunkle Herz' geht in eine neue Auflage.
'Kreuzthal ist der Ort, wo mein algerisches Leben begann', sagte Bettina Heinen-Ayech, Meisterschülerin von Erwin Bowien und Präsidentin des Freundeskreises. Auf äußerst beherzte Weise schilderte sie ihre Kindheitserinnerungen. Seit fünfzig Jahren lebt sie in Algerien und ist dort eine prominente Malerin geworden.
INFO: Die Ausstellung läuft bis 14. Oktober.
- Öffnungszeiten: Mittwoch bis Samstag von 11 bis 16 Uhr.
- Öffentliche Führungen: Donnerstag, 17. Mai (14 Uhr), Sonntag, 24. Juni (10.30 Uhr und 14.30 Uhr), Samstag, 21. Juli (14 Uhr), Sonntag, 19. August, und Sonntag, 2. September (jeweils 10 Uhr mit Brunch im Haus Tanne; Anmeldung notwendig.
- Finissage: Samstag, 13. Oktober, 14 Uhr. Weitere Informationen im Haus Tanne, Eisenbach, Telefon 07569/93 00 44.