Bild und Wort standen im Zentrum der Finissage im Café Momentee. Zu den seit zwei Monaten gezeigten Acrylbildern von Pamela Wulf las Alexandra Meier eigene Gedichte. Malerin und Autorin waren erst kürzlich aufeinander aufmerksam geworden, und die Präsentatin bedeutete für beide Marktoberdorferinnen Mitte dreißig einen ersten Schritt an die Öffentlichkeit. Tatsächlich schienen sich die Gedichte in ihrer höchst fragilen Form an die Bilder anzulehnen. Pamela Wulf wiederum erkannte in ihnen eine zu Herzen gehende Lesart für ihre Malerei.
Der weite helle Momentee-Raum lädt geradezu ein zu solchen Begegnungen, zumal an einem so schönen Sommerabend. Seit der Eröffnung 2008 gehört es zum Café-Konzept von Nicolel Kopp, Gästen wie auch Kunst einen Ort zu geben. Kunstobjekte beleben den sorgfältig gestalteten Raum und kommen gut zur Geltung. So auch Pamela Wulfs gelbtönig-lichte Acrylarbeiten auf Leinwand, die an Wänden und Staffeleien ausgestellt waren. Die gezeigten Malutensilien mit Pinseln und Lackwalze gaben zusätzlich einen Eindruck vom kreativen Schaffensprozess. Violetta Lauterbach ergänzte mit ihrem Geigenspiel diesen Akkord aus Bild und Wort.
Dichten zur Selbstfindung
Malerin wie Autorin sind Autodidaktinnen mit Interesse an ihrem Fach: etwa den Impressionisten sowie Art Nouveau oder den Poeten Pablo Neruda und Hilde Domin. Doch sollen jene nicht den eigenen spontanen Ausdruck übertönen. Dies gilt insbesondere für die Buchhändlerin und Erzieherin Alexandra Meier, für die ein Gedicht die feinste poetische Form darstellt. Dichten erlaubt ihr, im Kopf aufschießende Bilder in Worten zu ordnen und zu klären und so zu sich selbst zu finden. Auch ältere Gedichte wie 'Zur Erinnerung' von 2003 behalten für sie Gültigkeit, denn empfindsam kreisen ihre Themen oft um Abschied und Vergänglichkeit. Dabei feilt sie aber an sprachlicher Feinheit und Wortverständlichkeit.
Vorliebe für Jugendstil
Die Goldtupfen auf grünem Malgrund und Ornamentstreifen der 'Asian Mary' von 2011 verraten Pamela Wulfs Vorliebe für Jugendstil. Die Grundschullehrerin experimentiert mit Techniken und wechselt von Gegenständlichkeit mit Naturszenen, Booten, Vögeln zur reinen Abstraktion. In ihrer weitgespannten Thematik begegnen religiöse Sujets: eine eindrucksvolle Mosesgestalt samt brennendem Dornbusch oder der Erzengel Michael, der in einem Hochformat von 2012 als goldene Vision aufrauscht.