Endlich Festwoche! werden sich viele Allgäuer an diesem Wochenende denken. Und endlich ist wieder Dirndlzeit! Für Sandra Abt (39) und ihre Kollegin Verena Krist ist diese Zeit eine ganz besondere: Die beiden designen und fertigen Dirndl in Kempten. Das heißt, jetzt ist Hochkonjunktur bis zum Ende des Oktoberfests in München.
An diesem Vormittag, an dem wir mit der Video-Kamera in dem Laden vorbei kommen, ist es ruhig. Laut den beiden Frauen wird zur Allgäuer Festwoche mehr los sein: Der Laden liegt neben einem der Haupteingänge der Allgäuer Festwoche. "Viele kommen bei uns vorbei, um sich noch eine Zweit-Schürze zum Dirndl schneidern zu lassen. Oder kaufen sich ein Dirndl aus der aktuellen Kollektion", sagt Sandra Abt.
Die 39-Jährige ist Diplom-Betriebswirtin und hat sich mit ihrer Freundin Verena Krist vor vier Jahren mit der Dirndl-Manufaktur Alpenherz selbständig gemacht. Krist ist Schneiderin und hat in Trachtenschneider-Kursen das Know-How erlernt.
Beide sagen, dass sie sich einen Kleinmädchen-Traum erfüllt haben. "Die eigenen Kleider schneidern. Ich glaube, das ist bei ganz vielen Frauen irgendwie im Kopf", sagt Abt und strahlt dabei. Die Festwochen-Zeit ist für Verena Krist und das vierköpfige Schneider-Team stressig. Wenn sie sich aber auf ein Kleid konzentriert, die Schnittmuster mit Kreide einzeichnet, die Nähte setzt, absteckt, hat das Schneidern etwas Meditatives und Beruhigendes. Zehn Stunden Arbeitszeit und mehr stecken in einem Kollektionsdirndl, fünfzehn bis achtzehn Arbeitsstunden, je nach Kundenwunsch, sitzen die Schneiderinnen an einem maßgeschneidertem Dirndl.
Empfehlungen zum Styling-Trend 2015 geben die beiden gerne. "Was heuer natürlich total angesagt ist, ist der typische Schneewittchen-Stehkragen an der Dirndl-Bluse. Das ist das besondere i-Tüpfelchen auf der Allgäuer Festwoche", sagt Sandra Abt. Flechtfrisuren sind authentisch zur Tracht und laut den beiden super angenehm im heißen Bierzelt zu tragen. Auch Blumenkränze findet Sandra Abt "wirklich süß". Zwar waren sie bereits die letzten zwei Jahre im Trend, aber "sie passen ins Gesamtkonzept".
Faszination Dirndl
"Ein Dirndl ist ein Kleid, das jede Frau gut aussehen lässt", sagt Sandra Abt. Woran liegt das? "Weil man die weiblichen Silhouetten einfach sieht. Wie oft trägt man denn heute noch körperbetonte Kleider? Oft sind sie höchstens figurumspielend. Man merkt es auch an den Reaktionen der Männer: Jeder Mann findet eine Frau im Dirndl schick", sagt die Designerin.
Wie jedes Kleidungsstück verrät auch ein Dirndl viel über die Persönlichkeit seiner Trägerin. Deshalb ist es laut Sandra Abt wichtig, dass sich die Kundin in dem Kleid wohl fühlt und sich nicht verkleidet vorkommt. Jede Frau ist anders gebaut und so bieten die beiden Designerinnen für jeden Figurtyp und Stil unterschiedliche Kollektionen an. Kostenpunkt: ab 449 Euro für ein Dirndl aus Baumwolle. Je mehr Seide oder Spitze verarbeitet ist, desto teurer wird es. Ab 900 Euro bieten Abt und Krist maßgeschneiderte Unikate an.
Flecken auf dem Dirndl - was tun?
Bratensoße, Bier oder Vierspurige - das alles kann auf der Allgäuer Festwoche an einem feucht-fröhlichen Abend im Bierzelt auf dem teuren Dirndl landen. Wer will da so viel Geld in ein Kleid stecken? Sandra Abt kann beruhigen: "Das Meiste geht in der Reinigung raus." "Endlich Festwoche!" werden sich also auch die Reinigungsbesitzer denken.