Erweitern oder Gesundschrumpfen - die Fachklinik Enzensberg in Hopfen am See (Ostallgäu) stand vor zwei Jahren am Scheideweg. Die Verantwortlichen haben sich für Wachstum entschieden. Das Ergebnis ist ein neuer Kliniktrakt, der die gesamte Akutmedizin bündelt. "10,3 Millionen Euro haben wir dafür in die Hand genommen", erläutert Hans Achatz, der kaufmännische Direktor. Staatliche Zuschüsse für dieses Projekt zur Standort-Sicherung gab es keine. Am heutigen Freitag soll der Neubau offiziell eröffnet werden.
Mit 420 Betten und gut 500 Mitarbeitern zählt die Fachklinik hoch über dem idyllischen Hopfensee zu Bayerns "Großen" im Bereich der medizinischen Rehabilitation und konservativen Akutmedizin. Die Klinik ist zudem Stammhaus der privaten m&i-Gruppe, die bundesweit zehn Fachkliniken und ambulante Gesundheitszentren betreibt (Infokasten).
Das Besondere am Enzensberg: Das Haus hat fünf Behandlungsstränge (Orthopädie, Neurologie, Geriatrie, Psychosomatik und Schmerzbehandlung) zu einem engmaschigen Versorgungsnetz verknüpft. "In der Praxis bedeutet das, dass wir Patienten umfassend behandeln können", so Etzel Walle von der Geschäftsleitung der Klinikgruppe.
Konkretes Beispiel: Ein Patient mit Wirbelsäulen-Problemen, der zugleich unter psychosomatischen oder neurologischen Symptomen leidet und eine maßgeschneiderte Therapie braucht.
Auch mit ihrer Akut-Orthopädie hat sich die Klinik weit über die Region hinaus einen Namen gemacht. "Im Bandscheibenbereich kommen wir in rund 80 Prozent der Fälle ohne Operation aus", erläutert Walle. "Das ist für viele Patienten ein entscheidendes Kriterium."
Das Problem in der Vergangenheit: Die Mehrzahl der Zimmer war für zwei Betten ausgelegt - "und das ist nicht der Komfort, den sich Kranke und Kostenträger im Reha-Bereich heute erwarten", so Walle. Um auf dem umkämpften Markt bestehen zu können, wurde in dem Füssener Ortsteil deshalb 18 Monate lang unter Hochdruck gebaut.
Der neue Trakt bietet auf gut 6000 Quadratmetern alles, was eine moderne Akutklinik braucht: Operations-, Therapie- und Funktionsräume, eine Turnhalle und 136 Betten. Den Schwerpunkt bildet ein interdisziplinäres Schmerzzentrum. Unterm Strich bleibt die Bettenzahl aber unverändert. Denn der Aufstockung im Neubau steht im Altbau (Reha-Bereich) die Umwandlung der bisherigen Zwei- in Ein-Bett-Zimmer gegenüber.
"Wir Pflegekräfte freuen uns sehr über den Neubau", betont Stationsleiterin Claudia Durrer. Alles sei heller, freundlicher und moderner. Zudem verfüge man über zusätzliche Räume. Und auch die Patienten seien "rundum zufrieden". Erich Heublein bestätigt das.
Der 66-jährige Münchener, der unter anderem an einem Schmerzsyndrom, einer Herzerkrankung und Arthritis leidet, hat sich für seine Behandlung gezielt den Enzensberg ausgesucht. Er hat nach seiner Rechnung über sechs Jahre in Kliniken verbracht und ist überzeugt: "Die Medizin ist wichtig für die Genesung. Das Drumherum ist es aber auch."