Der geschäftsführende Vorstand Stephan Ultsch wird nach nur eineinhalbjähriger Tätigkeit bei der Wohnungsbaugenossenschaft Marktoberdorf das Haus Mitte kommenden Jahres wieder verlassen.
Auf Nachfrage unserer Zeitung gab Ultsch persönliche Gründe dafür an. Seine Nachfolge tritt der Thalhofener Robert März an. Diesen wählte die Generalversammlung zum neuen Vorstandsmitglied.Während die Generalversammlung im vergangenen Jahr zeitweise von einer Konfrontation zwischen Vorstand und Aufsichtsratsspitze geprägt war, sei die diesjährige Hauptversammlung 'ruhig' und 'einvernehmlich' verlaufen, sagte Aufsichtsratsvorsitzender Hans-Günter Pohle auf Nachfrage der AZ. Er betonte, dass keinesfalls Differenzen Anlass für das Ausscheiden von Ultsch seien. Dieser habe seine Arbeit 'gut gemacht', trotz eines recht schwierigen Starts nach dem Weggang seines Vorgängers Herbert Mesch und zweier Angestellter. Pohle unterstrich: 'Ultsch genießt das Vertrauen des Aufsichtsrates.'
Mit großer Mehrheit gewählt
Die Generalversammlung wählte Robert März mit großer Mehrheit zum weiteren Vorstandsmitglied ab Anfang 2012. Der Aufsichtsrat bestimmte ihn daraufhin einstimmig auch zum hauptamtlichen Vorstandsmitglied ebenfalls ab Januar. Somit kann Ultsch ihn noch einarbeiten. März ist momentan noch Bereichsleiter bei der VR-Bank in Erding. Wie der 38-Jährige zur AZ sagte, habe er sich bereits in der Vergangenheit in seinem Bankberuf mit Teilbereichen der Immobilienwirtschaft befasst.
Für das Geschäftsjahr 2010 weist die Genossenschaft einen Jahresüberschuss von rund 276 000 Euro aus. Von diesem Überschuss plus den knapp 6000 Euro Bilanzgewinn aus 2009 gehen Zuführungen in die Ergebnisrücklagen in Höhe von 280000 Euro ab. Damit bleibt unterm Strich ein Bilanzgewinn von rund 2500 Euro. Die Versammlung beschloss, diesen auf das Geschäftsjahr 2011 vorzutragen. Laut Pohle wurden Vorstand und Aufsichtsrat mit großer Mehrheit entlastet.
Ferner wurde Thomas Schneider als sofortiges neues Mitglied in den Aufsichtsrats gewählt. Er kommt für Georg Rudolph, der sich nach Angaben von Pohle nicht mehr zur Wahl für das Aufsichtsgremium stellte.
Kein weiterer Wohnungsverkauf
Wie Pohle auf Nachfrage der AZ sagte, wird die Wohnungsbaugenossenschaft den Verkauf von Wohnungen 'ab sofort' beenden. Zu diesem Schritt war das Genossenschaftsunternehmen aufgrund seiner erheblichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten in der Vergangenheit gezwungen. Zeitweise addierten sich die Schulden auf fast 48 Mio. D-Mark (rund 24,3 Mio. Euro). Innerhalb zehn Jahren schrieb die Genossenschaft damals insgesamt 7 Mio. Euro Verlust.
Vor zehn Jahren, als Pohle auf dem Höhepunkt der Turbulenzen an die Spitze des Aufsichtsrates rückte, lagen die Verbindlichkeiten noch bei umgerechnet rund 19,4 Millionen Euro.