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Enrico de Paruta zeichnet in Seeg eine wunderschöne literarische Krippe

Heilige Nacht

Enrico de Paruta zeichnet in Seeg eine wunderschöne literarische Krippe

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    Enrico de Paruta zeichnet in Seeg eine wunderschöne literarische Krippe
    Enrico de Paruta zeichnet in Seeg eine wunderschöne literarische Krippe Foto: Edith Bielenberg

    Die Ulrichskirche von Seeg war zum dritten Mal der Schauplatz für Enrico de Parutas 'Heilige Nacht'. Seit 18 Jahren ist der Künstler mit seiner Inszenierung nach der Erzählung von Ludwig Thoma in der Zeit um Weihnachten auf Tour. Eine Besucherin aus Kempten war fast jedes Jahr dabei und wartete voll Vorfreude wiederum auf seinen Auftritt. Eine Tageszeitung titelte, 'Paruta ist Kult'. Kein Wunder, dieser Künstler lässt nämlich mit der Naivität des 'Handwerksburschen', dessen Rolle er, wie er bekennt, so gerne verkörpert, 'Weihnachten schauen'. Unwillkürlich tauchen dabei schon verloren geglaubte selige Kindheitserinnerungen auf.

    Es entsteht eine wunderschöne 'literarische Krippe' mit vertrauten heimeligen Bildern und sorgfältig geschnitzten Figuren, die den besonderen Dialekt der Gegend von Lenggries bis Salzburg sprechen. Joseph erscheint im Bild jenes rechtschaffenen, besorgten Zimmermanns, ängstlich um seine Frau bemüht, der mit ihr bei 'schiachem Nebel' durch den 'vawahten, vaschniebn' Wald geht. Er hofft so sehr, dass die schwangere Maria auf dem Schlitten des reichen Manasse mitfahren darf. Das Gesicht bleibt ihm stehen, als dieser stolz prahlend vorbei fährt. Im Spiel Parutas ist es typisch, dass er bei solchen Szenen innehält und Gefühle nachempfinden lässt. Maria, demütig, in ihrer Schwäche, jedoch stark und vertrauend, koloriert er mit sanften Strichen.

    Den hilfsbereiten 'lüftiga' Handwerksburschen auf der 'Roas' schnitzt er so gekonnt, dass diesem Typ die Sympathien der Zuhörer unwillkürlich zufliegen. Mit dem Grantelwirt Josias und seiner zickigen Frau, der Base Josephs, stellte er meisterlich, wie aus dem Leben gegriffen, vertraute Figuren dar. Er, der selbstgerechte Reiche mit dem Spruch 'A Ruah möcht ma ham, inser Ruah', sie die keifende Gattin, die am Schluss, ein Wunder ahnend, ans Fenster tippelt und verlegen wird wegen ihrer Hartherzigkeit. Die Gestiken, mit der die Türe oder das Fenster zugeschlagen oder das Geld zusammengerafft wird, weiß Paruta herrlich in Szene zu setzen.

    Großartig gelang ihm die Darstellung des Traumbildes des Handwerksburschen vom sich öffnenden Himmel, bei dem man sich fühlen konnte wie ein Kind, das aufs Christkind wartet. Schließlich erlebte man mit den Hirten auf Zehenspitzen den Blick in den Stall und auf die Krippe, in der neben Ochs und Esel auch der arme, alte gebückte Simei kniete und voll Glück war. Er war es, der diese Herberge zur Verfügung gestellt hatte.

    Harfe (Kathrin Pechlof) und Gitarre (Perry Schack) ließen vortrefflich zarte, alte Weisen erklingen, nachdem sie zuvor schon der Handlung mit melodramatischen Akzenten eine besondere Würze gaben. Herrliche Besinnungsmomente zum Geschehen lieferte der schwebende, feinsinnig lyrische Tenor Julian Freibott mit Arien, barocken Themen und Hirtenweisen.

    Engelsstimmengleich erklang das 'Stille Nacht' des Buben Julian Schmolke. Nach riesigem Beifall, einem gemeinsam gesungenen 'O du fröhliche' und der andächtigen Weise der Günztaler Alphornbläser konnten die Zuhörer ein starkes Erlebnis in die Weihnachtstage mitnehmen.

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