Bei der Freisprechungsfeier der Handwerker im Sparkassensaal nahmen Junggesellinnen und -gesellen aus neun verschiedenen Berufsinnungen ihren Gesellenbrief entgegen. Auf dem Programm stand nicht nur das "Duo Chicago" und "dirty five", es wurde auch heiß über den Stellenwert des Handwerks in Deutschland diskutiert.
Man sieht viele Menschen geschäftig auf den Straßen umhereilen, gemütlich beim Frühstück sitzen, gelangweilt an ihren Schreibtischen arbeiten. Dann, auf einmal, beginnt sich alles aufzulösen, die Tapete rollt sich im Büro von der Wand, die Fliesen zerspringen, der Schreibtisch bricht zusammen, die Frühstückssemmel verfällt zu Staub genau wie Autos, Kleidung, Straßen und Häuser. Schlussbild: Zwei nackte Menschen mit verfilzten Haaren sitzen auf kahlem Lehmboden. "Was wäre das Leben ohne das Handwerk?" wird in großen Lettern darüber eingeblendet.
Ein Kurzfilm der Deutschen Handwerkskammern, der bei den Junggesellen nicht nur Belustigung hervorrief, sondern auch wohlwollend Zustimmung fand und eines der heiß diskutierten Handwerkerthemen trifft. "Das Handwerk hat nicht mehr den Stellenwert, den es verdient", räsonierte auch Kreishandwerksmeister Ullrich Kaiser.
Deshalb sei es wichtig, das Handwerk aus dem schlechten Klischee zu holen, in das es im Volksmund gerutscht sei. Es sei traurig, dass viele junge Menschen diese Berufe nicht mehr erlernen, da sie in der Gesellschaft einen schlechten Stellenwert bekommen haben.
"Das ist eine Sache, die sehr schade ist, vor allem, da uns in den nächsten Jahren großer Fachkräftemangel bevorsteht", meinte Landtagsabgeordneter Adi Sprinkart vom Bündnis 90/Die Grünen; doch gerade das sei die Chance für den Nachwuchs, denn ihre Arbeitskraft wäre nun stark gefragt.
"Ihr seid unsere Stars von morgen", begrüßte Moderator Thomas Bergert die Junggesellen. Bei den Lobeshymnen, die von Seiten der stellvertretenden Landrätin, der IHK und der Handelskammer nur so sprudelten, dürften sich die Gesellen an diesem Abend beinahe so gefühlt haben. "Ihr seid der Boden der Gesellschaft", zollte die stellvertretende Landrätin Barbara Krämer-Kubas den Absolventen ihre Anerkennung.
"Das Handwerk hat es gegenüber anderen bewiesen, keiner hat es so gut durch die Wirtschaftskrise geschafft wie wir", so Hans-Peter Rauch, Vizepräsident der Kammer Schwaben. "Es geht weiter aufwärts mit dem Handwerk", machte Kaiser Mut.
Dass das nicht nur auf die wirtschaftliche Lage zutrifft, sondern auch auf die Leistungen der Gesellen, zeigte sich bei der vierfachen Verleihung des August-Geiger-Preises für besondere Leistungen. (ste)
Bäcker: Tobias Hoffmann, Scheidegg (Bäckerei Baldauf, Scheidegg), Markus Höwner, Lindenberg (Bäckerei Holderied, Lindenberg), Mario Mellert, Lindenberg (Bäckerei Zendler, Lindenberg).
Bäckereifachverkäufer: Kathrin Ambrosius, Lindau (Bäckerei Bürklin, Sigmarszell), Franziska Eder, Isny (Bäckerei Holderied, Lindenberg), Stefan Rietzler, Isny und Jessica Witty, Blaichach (beide Bäckerei Schwarz, Lindenberg).
Fliesenleger: Claudius Engmann, Hohendubrau, (Sven Schubert, Scheidegg).
Maurer: Timo Elten, Weiler und Matthias Sinz, Scheidegg (beide Gretter, Scheidegg), Michael Spieler, Scheidegg (Erich Milz, Scheidegg), Patrick Susemihl, Grünenbach und Fabian Helgert, Missen ( beide Dobler, Lindenberg).
Friseur: Muhammed Alkin, Lindenberg (Haarstudio Hermine, Weiler), Jacqueline Beyer, Lindenberg (Salon Haarscharf, Weiler), Lorena Immler, Scheidegg (Salon Möst, Lindenberg), Nadine Moosbrugger, Hergensweiler (Schachen-Friseur, Lindau), Alexandra Müller, Lindenberg (Schachen-Friseur, Lindau), Lisa Müller, Röthenbach Salon Miller, Lindenberg), Sabine Rädler, Heimenkirch (Salon Herta Bürger, Scheidegg), Zöhre Sahin, Lindenberg (Salon Schuster, Lindenberg), Marina Walther, Lindenberg (Salon Walther, Lindenberg), Nicole Wieschalla, Heimenkirch (Salon Schweizer, Opfenbach), Tanja Wild, Röthenbach (Salon Miller, Lindenberg).
Maler: Michael Pietraß, Lindenberg (Kleiner, Weiler).
Konstruktionstechnik: André Liedl, Lindenberg (Ihler Metallbau, Lindenberg).
Anlagenmechaniker: Felix Beckstein, Lindenberg (Dirr & Rädler, Heimenkirch)
Schreiner: Michael Paintner, Ellhofen (Roland Breyer, Heimenkirch), Daniel Rief, Scheidegg (Wolfgang Hauber, Scheidegg), Julian Schlachter, Lindenberg (Norbert Rupp, Lindenberg), Jasmin Utke, Hergensweiler (Hirlinger, Nonnenhorn), Kathrin Wipper, Oberreute (Ewald Kuhn, Weiler). Zimmerer: Ralf Arnold, Scheidegg (Holzbau Forster, Opfenbach), Christoph Fink, Oberreute (Holzbau Wolfgang Behmann, Oberreute), Tom Gfrerer, Sigmarszell (Markus Schmid, Sigmarszell), Antonio Herpich, Hergatz (Anton Buhmann, Hergatz), Michael Kolb, Heimenkirch (Alfred Geyer, Heimenkirch), Tobias Müller, Heimenkirch und Michael Ohmayer, Sigmarszell (beide Holzbau Forster, Opfenbach).