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Ein Pärchen geistert in der Fasnacht durch Scheidegg: Lisa und Peter, geschnitzt in Holz

Mythos

Ein Pärchen geistert in der Fasnacht durch Scheidegg: Lisa und Peter, geschnitzt in Holz

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    Ein Pärchen geistert in der Fasnacht durch Scheidegg: Lisa und Peter, geschnitzt in Holz
    Ein Pärchen geistert in der Fasnacht durch Scheidegg: Lisa und Peter, geschnitzt in Holz Foto: Jochen Lübke (dpa)

    Sie sind wie aus dem Nichts aufgetaucht, vor ein paar Jahren in der Fasnacht. Seitdem sieht man sie öfters beim großen Narrensprung in Scheidegg, beim Rathaussturm oder in den Gasthäusern. Sie tragen immer das selbe Häs und eindrucksvolle Masken: ein bisschen schrullig und trotzdem lieb. Viele Scheidegger kennen das Paar mittlerweile, doch wer hinter den Masken steckt, ist ein großes Geheimnis: Die Rede ist von Lisa und Peter - oder auch Lischa und Tschole genannt.

    Ein paar Neugierige haben schon versucht, den Schleier zu lüften. So auch wir von der Redaktion: Bei närrischen Würdenträgern fragen wir an, beim Bürgermeister und beim Schulleiter. Meistens heißt es: 'Ja gesehen, habe ich die beiden schon. Aber wissen? Nein wissen tu ich nichts!' Doch weiterhelfen wollen alle bei der Spurensuche. 'Wenn jemand was weiß, dann' So nennt jeder einen anderen Spezialisten.

    Zahlreiche Anrufe später ergibt sich ein nebulöses Bild. Aufgetaucht ist das maskierte Paar laut Regina Waßmundt, Vizezunftmeisterin der Narrenzunft in Scheidegg, vor drei, vier Jahren. Da hätten sie angerufen und gefragt, ob sie bei der Narrenzunft mitspringen dürfen. Aber ihren Namen wollten sie nicht preisgeben. 'Und das ging dann versicherungstechnisch nicht.'

    Der entscheidende Tipp

    Auch Christian Reichart vom Scheidegger Kiosk kennt die Identität der beiden nicht. Aber er gibt einen entscheidenden Tipp für die Vorbilder im wahren Leben. Reichart erinnert sich an das Ehepaar Lisa und Peter Hölzler. 'Die beiden haben sich relativ spät gefunden und geheiratet', erzählt er. 'Kinder hatten sie keine.' Aber im Dorf kannten sie jeden, und sie waren bei fast allen Festen und Umzügen dabei. Lisa und Peter Hölzler sind vor ein paar Jahren kurz nacheinander verstorben. Er im Oktober 2008, sie im Januar 2009. Bald danach tauchten dann die geschnitzten Masken auf.

    Einen Verdacht, wer hinter ihnen stecken könnte, hat Christian Reichart allerdings doch. Stephan Strauß, ein früherer Arbeitskollege und '1000-prozentiger Fasnachtsgänger', der mittlerweile für die Lufthansa arbeitet und in Ingoldstadt lebt, könnte damit zu tun haben. Anruf bei dessen Mutter: Auch sie weiß von nichts, gibt uns aber zwei Telefonnummern – eine Festnetznummer und eine Handynummer. Leider erreichen wir Stephan Strauß nicht. Nach fünf Versuchen geben wir auf.

    Ein Anruf aus Brasilien

    Etwas später klingelt das Telefon in der Redaktion. Stephan Strauß ruft per Internetverbindung aus Sao Paulo, Brasilien, an. Zwar kennt er das mysteriöse Paar nicht. 'Aber ich hatte mal über E-Mail Kontakt zu den beiden. Wegen Fotos'. Die Adresse habe er verloren. Vielleicht wisse Peter Willner mehr.

    Eine E-Mail-Adresse! Die Alarmglocken schrillen. Vielleicht doch eine Möglichkeit, mit den beiden in Kontakt zu treten? Peter Willner, ehemaliger Vorsitzender der Narrenzunft, bestätigt wie auch Bürgermeister Ulrich Pfanner: 'Ja, die Vorbilder für die Masken müssten Lisa und Peter Hölzler sein. Einfache Leute und alteingesessene Scheidegger'. Aber das Entscheidende: Willner hat tatsächlich eine E-Mail-Adresse.

    Also schnell eine Anfrage formuliert und exakt um 12.01 Uhr per Mausklick weggeschickt. Nach langem und nervösem Warten trudelt um 17.25 Uhr die heiß ersehnte Antwort ein: 'Liebea Matthias, so jetzt isches also scho soweit und ’s Zeitungsblättle duat sich für ihs interessiera… Mit dem homma jetzt so gar it grechnet und wir wissat auh gar it so richtig, was ma jetzt davo halta sollat.

    Es ehrt ihs ja scho a bissle und gern erzählet mir Dir auh die Gschichte wie wir in der Fasnacht anfanga hont weiter zu leba.' Ein Telefoninterview? Lieber nicht.

    Und so erzählen sie per Mail, dass Lisa und Peter ihr ganzes Leben zusammen verbracht hätten. 'Wenn ma seh gesehen hat, dann immer zusamma.' Lisa war bekannt dafür, dass sie immer alles gewusst hat. Und der Peter war ein ganz lieber Mann. 'Somand hoißt im Allgäu an Tschole'. Deswegen sind die Maskenfiguren unter dem Namen 'Lischa und Tschole' bekannt.

    'Geist von Lischa und Tschole'

    Nachdem das Ehepaar Hölzler verstorben war, wollten ihnen die geheimnisvollen – und noch immer unbekannten – Maskenträger ein würdiges Denkmal setzen. Sie lassen die Hölzlers in der Fasnacht weiterleben. Wer hinter den Masken steckt, sei nicht bedeutsam. 'Wir sind auh beliabig austauschbar. Uns isches nur wichtig, dass der Geist von Lischa und Peter weiterlebt.'

    Und was ist der Geist von Peter und Lischa? Ihre Nachfolger haben sich zur Aufgabe gemacht, mit den Leuten zu sprechen und das zu erzählen, was übers Jahr so passiert ist. 'Aufsaga sagt ma dazu im Allgäu!' So steht es in der E-Mail.

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