Vielleicht wäre aus Wolfgang Fischer auch ein guter Pilot geworden. 'Mit zwölf wollte ich unbedingt zur Lufthansa', erzählt der Leiter des Füssener Gymnasiums. Weil er aber schon damals eine Brille trug, hätte er die Anforderungen nicht erfüllt. 'Ingenieur wäre auch etwas gewesen', erzählt der Pädagoge, der jetzt am Sonntag seinen 60. Geburtstag feiert. Doch Fischer entschied sich fürs Lehramt, das er ab 1. August befristet an den Nagel hängen wird. 'Mir hat meine Arbeit viel Spaß gemacht. Ich höre nicht auf, weil ich keine Lust mehr habe', betont Fischer. Vielmehr wolle er sich mehr Zeit für seine blinde Frau Brigitte nehmen. Daher lässt er sich für zwei Jahre beurlauben. 'Wie es danach weitergeht, steht in den Sternen.' Viele Projekte und Maßnahmen seien seit 2004 umgesetzt worden, als er als Direktor in Füssen antrat, erzählt Fischer. Ein Beispiel: der Mensa-Anbau, in dem 80 Personen verpflegt werden können. Dankbar sei er dem Landkreis, der in den vergangenen Jahren fast alle Räume mit neuem Teppichboden, neuen Zimmerdecken und Lampen sowie EDV-Vernetzung ausgestattet habe.
Das Schulwesen habe sich in seiner Zeit stark verändert, resümiert Fischer. Radikalster Einschnitt war das G 8. 'An unserer Schule gab es erheblichen Widerstand gegen die Einführung.' Er selbst war für die Reform. 'Ich bin grundsätzlich offen für Neues und erwarte von meinen Lehrern Flexibilität.' Veränderungen habe er im Laufe der Jahre aber auch im Verhalten der Schüler festgestellt: 'Vor allem bei Fünft- und Sechstklässlern mangelt es im Umgang miteinander zunehmend an Sozialkompetenz.' Manche seien zum Beispiel aggressiv. Unerlässlich sind für Fischer deshalb unter anderem die gut 15 Schüler, die als Streitschlichter in der Unterstufe aktiv sind. Fischer ist überzeugt: 'Kinder und Jugendliche müssen einen gewissen Ordnungsrahmen akzeptieren.' Das sei nicht immer der Fall gewesen.
Er habe seinen Schülern immer einen Vertrauensvorschuss gegeben, betont er. 'Dabei wurde ich zum Teil enttäuscht' – etwa als Schüler vor dem Abistreich im Schulhaus übernachteten und dabei teils erhebliche Mengen Alkohol konsumiert hätten. In anderen Fällen hätten sich die Jugendlichen nicht an Abmachungen gehalten, etwa beim Wintergerst-Pokal 2010. Fischer hatte damals verboten, das Turnier zu besuchen, was ihm von vielen Seiten verübelt wurde. Hauptgrund für das Verbot: 'Wir hätten Probleme gehabt, die Jugendlichen zu beaufsichtigen.' Dennoch machten sich etliche Schüler auf ins BLZ. Danach hagelte es verschärfte Verweise, was Fischer auch rückblickend für richtig hält.
Wasserflugzeug wartet
Als Problem empfindet er den 'großen Verwaltungsapparat', um den er sich kümmern muss. 'Für die Führung des Personals bleibt zu wenig Zeit.' Deshalb sei etwa ein Verwaltungsdirektor wünschenswert, der in anderen Ländern den Schulleiter entlaste. In den kommenden zwei Jahren will sich Fischer nicht nur um seine Frau kümmern, sondern auch seiner großen Leidenschaft frönen: dem Fliegen. Fischer besitzt mehrere Berufspilotenscheine. 'In Kanada steht ein Wasserflugzeug. Das wartet auf mich.'