In puncto Erzeugung regenerativer Energie schneidet Dietmannsried nicht schlecht ab. Eher sogar gut. 'Von den 27 Millionen Kilowattstunden Strom, die wir im Gemeindegebiet verbrauchen, werden über 13 Millionen vor Ort erzeugt,' sagte Bürgermeister Hans-Peter Koch im Gemeinderat. Bald werden es wohl noch mehr sein. Denn in Dietmannsried wollen mehrere Investoren große Freiflächen-Photovoltaikanlagen bauen lassen. Im Frühjahr wurde deshalb das Planungsbüro Lars Consult beauftragt, eine Analyse zur möglichen Errichtung solcher Anlagen zu erstellen.
l Wie ist der derzeitige Stand? Fast die Hälfte des in Dietmannsried verbrauchten Stroms ist aus regenerativer Erzeugung, weil gemeindliche Dachflächen für die Installation von Photovoltaikanlagen verpachtet wurden, zwei Windräder seit Jahren bei Schrattenbach Strom einspeisen und es einen großen Photovoltaikpark nördlich von Dietmannsried gibt. Nun wollen Geschäftsleute entlang der Autobahn oder der Bahnstrecke beziehungsweise in stillgelegten Kiesgruben weitere lukrative Anlagen errichten. Denn nur dort (sogenannte Konversionsflächen) gibt es über das EEG (Erneuerbare Energien Gesetz) Strom-Einspeisegarantien für viele Jahre.
Bei der kürzlich vom ZAK (Zweckverband für Abfallwirtschaft Kempten) erstellten Anlage in Herzmanns (Waltenhofen) sind es über 20 Cent pro kw/h – garantiert auf 20 Jahre, bestätigte vor Kurzem Geschäftsführer Karl-Heinz Lumer gegenüber der AZ. Nur so sei eine Freiflächen-Photovoltaikanlage überhaupt wirtschaftlich zu betreiben.
l Analyse: Lars Consult hat nun sowohl Ausschlussflächen ermittelt (beispielsweise Wälder, Erholungsgebiete und ökologisch wertvolle Flächen) als auch Areale, die sich für Photovoltaikanlagen eignen würden. Die sind fast alle nördlich des Hauptorts Dietmannsried. Ausgeschlossen sind demnach die Dörfer Schrattenbach, Probstried, Überbach und Reicholzried.
'Eventuell vorstellbar wäre ein Standort bei Dietmannsried zwischen der Bahnstrecke und der Autobahn,' sagte Diplomgeograf Bernd Munz (Lars Consult).
l Weiteres Vorgehen: Eine Entscheidung ist im Gemeinderat nicht gefallen, ein Suchkorridor nördlich von Dietmannsried (siehe Grafik) soll aber nochmals 'vertieft analysiert werden', wie Munz vorschlug und der Gemeinderat akzeptierte. 'Wir wollen nichts übers Knie brechen,' sagte Rathauschef Hans-Peter Koch. 'Die Gemeinde könne nicht gezwungen werden, einen Bebauungsplan zur Errichtung einer Photovoltaikanlage zu erstellen,' bestätigte Munz. Anderes sei das bei Windkraftanlagen. Sie gelten nach dem Baugesetzbuch (BauGB) grundsätzlich als 'privilegiert', also im Außenbereich zulässig.
l Windkraft: Ein Investor aus Erolzheim möchte auf die (vor vielen Jahren) ausgewiesene Konzentrationsfläche für Windkrafträder bei Schrattenbach eine weitere Anlage bauen. Auch liege ein Antrag vor, ein Windrad bei Sommersberg zu errichten. Da könnte sich die Gemeinde nicht dagegen stemmen, antwortete Munz. Wenn eine Konzentrationsfläche voll sei, bestehe eine 'Nachbearbeitungspflicht' der Gemeinde. 'Sie werden wohl nicht umhin kommen, sich Gedanken über weitere Standorte zu machen,' sagte Munz zu den Dietmannsrieder Gemeinderäten.
Eine von derzeit zwei Windkraftanlagen bei Schrattenbach. Dort hat die Gemeinde Dietmannsried vor Jahren ein Konzentrationsgebiet für Windkraft ausgewiesen. Es gibt Interessenten für weitere Anlagen. Foto: Jörg Schollenbruch
'Wir lassen uns von möglichen Investoren von Photovoltaikanlagen nicht drängen. Wir werden gewissenhaft an der Aufgabenstellung arbeiten.'
Bürgermeister Hans-Peter Koch