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Dieter Groher im Interview: Ein Unternehmen braucht Wert und Werte

Interview

Dieter Groher im Interview: Ein Unternehmen braucht Wert und Werte

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    Dieter Groher im Interview: Ein Unternehmen braucht Wert und Werte
    Dieter Groher im Interview: Ein Unternehmen braucht Wert und Werte Foto: dpa

    Dieter Groher (45), früher kaufmännischer Geschäftsführer des Getriebeherstellers Voith Turbo BHS Getriebe GmbH in Sonthofen (Oberallgäu), ist Sprecher der Geschäftsleitung des Management Centrum Schloss Lautrach (Unterallgäu).

    Neben der Gesamtleitung des Instituts zeichnet er verantwortlich für Finanzen und Strategie. Seit 1. Juli 2010 teilt er sich als Nachfolger von Dr. Robert Bachfischer die Leitung des Hauses mit Gerhard Herb (53), der für den Bereich "Offene Seminare/Firmenspezifische Projekte" zuständig ist. Was sich seit Grohers Antritt verändert hat und wohin das Institut steuert - darüber sprachen wir mit dem Manager des MCSL: Herr Groher, von der Spitze eines Maschinenbau-Unternehmens an die Spitze eines Management Centrums. Sehen Sie Gemeinsamkeiten?

    Groher: Ja, durchaus. Ein Weiterbildungsinstitut mit angeschlossenem Tagungshotel ist selbst ein Unternehmen, welches ganz unabhängig von der Branche als solches geführt werden muss. Darüber hinaus konnte ich in meiner vorigen Tätigkeit Erfahrungen sammeln, die das bisherige Angebot des MCSL gut ergänzen.

    Erfahrungen, die Sie jetzt aus der Praxis wieder in Lautrach ganz praktisch einsetzen können?

    Groher: Genau. Sehen Sie, wir waren in Sonthofen aufgrund des starken Wachstums innerhalb weniger Jahre mit einer mehrmaligen Veräußerung des Unternehmens sowie der Einbindung in einen Großkonzern konfrontiert. Bei derartigen Veränderungsprozessen ist es entscheidend, das Vertrauen der Mitarbeiter sowie der Kapitalgeber und Kunden zu erhalten.

    Alle Interessen unter einen Hut zu kriegen - wie kann das gehen?

    Groher: Neben einem am Menschen orientierten Führungsstil kommt es auch darauf an, den Wert des Unternehmens nicht aus dem Auge zu verlieren. Konkret heißt dies, dass zum Beispiel Strategien für die Gestaltung der Zukunft erarbeitet und umgesetzt werden müssen.

    Es ist wichtig, über eine systematische Personalentwicklung Talente an das Unternehmen zu binden und ohne ein funktionierendes Finanzmanagement ist es de facto unmöglich, das Vertrauen von Kapitalgebern zu erlangen.

    Bei den Seminaren im Schloss steht aber doch eher der Mensch mit seinen Führungsqualitäten im Mittelpunkt und nicht so sehr das reine materielle Kalkül. Ein Widerspruch?

    Groher: Überhaupt nicht. Früher waren das zwei Welten: auf der einen Seite das taffe Management, das am finanziellen Erfolg eines Unternehmens gemessen wurde. Und andererseits das etwas weichere Leadership, das wertschätzende Führen der Mitarbeiter. Nach meiner Erfahrung kombinieren erfolgreiche Unternehmen beide Ansätze.

    Lautrach hat ja grundsätzlich einen werteorientierten Ansatz. Das deutet eher auf Leadership hin

    Groher: Man muss aber beides sehen. Ein Unternehmen, welches die erwähnten Punkte und damit seinen eigenen Wert vernachlässigt, handelt genauso wenig verantwortungsvoll gegenüber seinen Mitarbeitern, seinen Kunden und seinen Eigentümern, wie ein Unternehmen, welches ausschließlich seinen Wert in den Mittelpunkt stellt.

    Deutet das darauf hin, dass Sie den Bereich Management etwas stärker gewichten wollen?

    Groher: Gesunde Unternehmen verbinden nach meiner Erfahrung Leadership und Management in der jeweils angemessenen Dosierung. Insofern macht es für unser Management Centrum Sinn, Unternehmen auch in beiden Ansätzen zu unterstützen. Diese Symbiose spiegelt sich auch in der Geschäftsführung wieder.

    Mein Kollege, Gerhard Herb, steht für unseren personalen Ansatz in der Menschenführung, während ich selbst den betriebswirtschaftlichen Ansatz verkörpere. Unsere Stärke liegt in dieser Kombination.

    Sie selbst haben in Lautrach auch von der Organisation her Veränderungen vorgenommen?

    Groher: Richtig. Bevor wir Unternehmen entsprechend unterstützen, muss unsere eigene Organisation vorbildlich sein. Die Herausforderung dabei ist, dass wir drei Geschäftsmodelle - nämlich den Seminarbetrieb, das Tagungshotel und den Beratungsbereich - aufeinander abstimmen müssen.

    Veränderungen stehen auch am Gebäude selber an. Das Schloss ist schon ein paar Tage alt.

    Groher: Nach zwei Jahrzehnten intensiver Nutzung ist ein gewisser Renovierungsbedarf da. So werden heuer die Fassade und Teile des Dachs umfangreich saniert. Auch die Hotelzimmer müssen nach und nach auf den neuesten Stand gebracht werden.

    Noch ein Wort zum allseits beklagten Facharbeitermangel. Wie kann Schloss Lautrach dem entgegenwirken?

    Groher: Indem wir beispielsweise in Zusammenarbeit mit der Margarete Ammon Stiftung mehrtägige Seminare für Berufsanfänger im gewerblichen Bereich veranstalten werden. Wir müssen früher als bisher die jungen Menschen an Führungsaufgaben heranführen. Die Wirtschaft braucht keine Mitarbeiter, die nur als "Maschinen" funktionieren.

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