Startseite
Icon Pfeil nach unten
Welt
Icon Pfeil nach unten
Wirtschaft
Icon Pfeil nach unten

Die Zeichen stehen gut für Oper und Theater in Scheidegg

Projekte

Die Zeichen stehen gut für Oper und Theater in Scheidegg

    • |
    • |
    Die Zeichen stehen gut für Oper und Theater in Scheidegg
    Die Zeichen stehen gut für Oper und Theater in Scheidegg Foto: christoph morlok

    Gerade ein Jahr ist es her, dass kulturbegeisterte Menschen zwei Projekte ankündigten, die sich – gelinde gesagt – mutig anhörten. Der Musikprofessor Wolfgang Schmid erklärte, er werde Scheidegg mit einer Oper beschenken, und die Schauspielerin Sabine Lorenz stellte in Aussicht, der Stadt Wangen Theater-Festspiele zu bescheren. Allen Unkenrufen zum Trotz haben beide mit ihren Ideen einen Erfolg gelandet. Der Applaus, den die beteiligten Künstler erhielten, motiviert die Initiatoren, weiter zu machen. So erklärt Wolfgang Schmid, er überlege sich bereits ein weiteres Opern-Geschenk für seine Wahl-Heimat Scheidegg. Und Sabine Lorenz hofft, in den nächsten Wochen das Theaterprogramm 2012 bekannt geben zu können.

    Was die beiden Projekte verbindet ist der Enthusiasmus, mit dem sie erdacht, organisiert und umgesetzt wurden. Ohne den enormen Einsatz vieler Menschen, die sich von dem Opernmann und der Theaterfrau anstecken ließen, wären solch ehrgeizige Vorhaben nicht umzusetzen gewesen. Was aber ebenso wichtig ist: Der Funke sprang aufs Publikum über.

    'Wen ich auf die Oper anspreche, der strahlt', sagt Wolfgang Schmid, der vor seiner Emeritierung 2009 an der Kunstuniversität Graz lehrte und in der Scheidegger Ruhmühle wohnt. 'Das Konzept, den Menschen im Westallgäu eine Geschichte via Gesamtkunstwerk zu erzählen, hat funktioniert', erklärt er zufrieden.

    Und das, obwohl der Stoff, den die Monteverdi-Oper 'Die Rückkehr des Odysseus' behandelt, weit weg sei von Alltagswelt und Hörgewohnheiten des Publikums.

    Die Oper war als einmaliges Geschenk an Scheidegg und das Westallgäu gedacht. 'Ich werde häufig gefragt, ob wir das nochmals machen', erzählt Schmid, 'aber bisher war ich zurückhaltend'. Nichtsdestotrotz hat der Musiker insgeheim etwas ausgebrütet. Dieser Tage will er dem Scheidegger Bürgermeister Ulrich Pfanner einen Vorschlag unterbreiten. 'Ich habe ein Stück im Kopf, aber das soll der Bürgermeister nicht aus der Zeitung erfahren.'

    Auch finanziell ist Schmids Konzept aufgegangen. Das anvisierte 20 000 Euro-Budget konnte zwar nicht eingehalten werden – die Ausgaben lagen letztlich bei etwa 33 000 Euro. Das Geld ist aber dank großzügiger Sponsoren und dem Kartenverkauf wieder reingekommen. Ein kleines 800-Euro-Defizit hat die Gemeinde ausgeglichen. Schmid könnte sich einen Biennale-Rhythmus für die Oper im Kurhaus vorstellen. Die nächste Inszenierung wäre dann 2013. Ein gewisses Know-How in Sachen Musiktheater hätten sich die Beteiligten jetzt immerhin erarbeitet, sagt Schmid.

    Nach den drei Aufführungen mit insgesamt 1250 Besuchern im September gab es eine Manöver-Kritik im Opern-Arbeitskreis. 'Natürlich muss man einiges verbessern', räumt Schmid ein. Beispielsweise bräuchte es jemanden, der Ansprechpartner für die Künstler ist und ihnen organisatorische und logistische Aufgben abnimmt. Dass Regisseur Alexander Irmer selbst zum Staubsauger greift und den Saal reinigt, müsse schließlich nicht sein, so der Musikprofessor.

    Auch Sabine Lorenz von den Festspielen Wangen hat während der zweimonatigen Spielzeit deutlich mehr geleistet, als eine Intendantin üblicherweise schultert.

    Sie musste neben Marketing, Pressearbeit, Logistik und Gesamtorganisation auch bei fast allen rein praktischen Dingen mit anpacken, bis hin zu Bühnenaufbau, Bestuhlung, Catering und Plakate-Kleben. Dabei gab es auch in Wangen ein Dutzend hoch motivierter Frauen, Männer und Jugendlicher, die ehrenamtlich viel Arbeit leisteten. 'Mein Wunsch wäre, einigen von ihnen auch etwas geben zu können für ihre Leistung', sagt Intendantin Lorenz. Deshalb hofft sie, das im ersten Jahr – großteils von Sponsoren ausgestattete – 100 000-Euro-Budget im Jahr 2012 erhöhen zu können.

    Viel Regen über dem Zunftwinkel

    Über 30 Mal hob sich im Sommer auf der Freilichtbühne im Wangener Zunftwinkel der imaginäre Vorhang. Trotz eines weitgehend verregneten Monats Juli lag die Auslastung der Vorführungen von Kleists 'Amphitryon' bei 60 Prozent und beim Kinderstück 'Pippi Langstrumpf' bei 100 Prozent. Über 5000 Menschen sahen die spritzigen Inszenierungen von Regisseur Antalol Preissler.

    Ende Januar wird Sabine Lorenz enscheiden, ob und in welcher Form die Festspiele Wangen im neuen Jahr weitergehen. 'Dann weiß ich, wie viel Geld uns zur Verfügung steht und was wir uns leisten können.' Eines steht für die Intendantin schon jetzt fest: 'Regisseur wird in jedem Fall Anatol Preissler sein. Wir sind ein sehr gutes Team.'

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden