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Die Putzfrau Fatma der Oberdorfer Fasnachtsabende im Porträt

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Die Putzfrau Fatma der Oberdorfer Fasnachtsabende im Porträt

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    Die Putzfrau Fatma der Oberdorfer Fasnachtsabende im Porträt
    Die Putzfrau Fatma der Oberdorfer Fasnachtsabende im Porträt Foto: Alfred Michel

    In ihrer Paraderolle Putzfrau Fatma steht Vanessa Puttner heute wieder im Rampenlicht. Die 31-Jährige ist bei den Oberdorfer Fasnachtsabenden die Frau mit Durchblick in Marktoberdorf. Dem trägt sie heuer mit ihrer überdimensionierten Brille auch optisch Rechnung. Als Fatma hat sie die Freiheit, Dinge in Frage zu stellen. Mit Humor, versteht sich.

    'Der Trick ist, naiv daherzukommen und dennoch alles auf den Punkt zu bringen', reflektiert Puttner ihre Rolle. Sie ist es gewohnt, auf der Bühne zu stehen: Mit vier Jahren begann sie im mobilé das Schauspielern und blieb 20 Jahre, wirkte vor und hinter den Kulissen, während sie längst in München Theaterwissenschaften studierte. Seit 1999 ist sie bei der Fasnacht, seit 2007 als Fatma und seit 2008 gemeinsam mit ihren zwei Schwestern. Trotz Bühnenerfahrung sieht sich die eher zurückhaltende Puttner nicht als 'Rampensau'. Schauspielerin wollte sie nicht werden. Der Blick hinter die Kulissen reizt die Theaterpädagogin. Sie sei gut im Beobachten, Analysieren, Reflektieren. Zudem möchte Puttner, die seit 2008 an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg lehrt, ihr Interesse für Theater an andere weitergeben und vermitteln.

    Dabei fehlte nicht viel und Vanessa Puttner hätte beruflich die Richtung ihres Vaters eingeschlagen, der als Rechtspfleger am Amtsgericht in Kaufbeuren arbeitet. 'Einen Studienplatz in Jura hatte ich.' Den sagte sie aber ab. Für einen Kulturberuf verlief ihre Karriere dann ziemlich zielstrebig: Nur drei Tage nach der letzten Prüfung an der Uni fing sie 2006 als Theaterpädagogin am Landestheater Schwaben (LTS) an. Als sie nach anderthalb Jahren in Memmingen eine neue Herausforderung suchte, schaffte sie dank des Angebots aus Ludwigsburg erneut einen nahtlosen Übergang. Ihr Arbeitsumfeld hat sich dort geändert. Jetzt ist sie akademische Mitarbeiterin, will ihren Doktor machen und unterrichtet Studenten. Am LTS sollte sie Schülern die fremde Theaterwelt näherbringen und bei Projekten mit dem Arbeitsamt helfen, arbeitslose Jugendliche zu integrieren.

    'Ich vermisse die Direktheit, die Herzlichkeit dieser Jugendlichen', sagt sie.

    Mit Marktoberdorf verbunden

    In Ludwigsburg genießt sie es, dass sie pro Semester eine Theaterproduktion mit ihren Studenten einstudieren und dabei Neues ausprobieren darf. Mit acht Stunden Lehre plus Vor- und Nachbereitung, Sprechstunden, Prüfungspflichten und 'Verwaltungskram' sind die 20 Wochenstunden ihrer halben Stelle am Lehrstuhl prall gefüllt. Weitere Energie steckt sie in ihre Promotion und in Fortbildungen.

    'Um zu lernen, wie man Jugendliche ans Buch kriegt', hat sie an einer Weiterbildungsakademie in Remscheid (NRW) nebenbei den neu ins Leben gerufenen Zusatzabschluss als Literaturpädagogin erworben. 'Weil ich nur eine halbe Stelle habe, kann ich mir auch den Luxus leisten, hier Fasnacht zu machen', sagt Puttner. Kopfmäßig sei sie immer nur vorübergehend weg von Marktoberdorf. Ihr Wunsch sei, zurückzukommen.

    Dass sie sich Marktoberdorf verbunden fühlt und beim Stadtgeschehen genau hinsieht, merkt man ihren Auftritten bei den Fasnachtsabenden an, die von ihren Beobachtungen gepaart mit Wortwitz leben: bei Dingen zum Schmunzeln wie dem Optikerviertel im Zentrum und der 'Containerstadt' von Türkspor ebenso wie bei ernsteren Themen.

    Heute ist um 20 Uhr im Modeon der für heuer letzte Fasnachtsabend.

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