Enge Korsage, der Rock geschlitzt bis zum Unterschenkel, im Gesicht Make-up, mit dem andere einen ganzen Monat bestreiten könnten – so präsentierten sich Primatonne 1 und 2 am vergangenen Samstag auf der Bühne des Deutschen Haus in Waal. Und trotzdem lag es nicht nur an ihrer körperlichen Präsenz, dass Johanna Wolff von Schutter und Bettina von Haken, ihres Zeichens Rubensfrauen und Primatonnen, die Aufmerksamkeit ihres Publikums sicher hatten. Denn in ihrem Programm '(M)unterbelichtet' holen die beiden Vollweiber zum Rundumschlag aus. Da bekommt die überfreundliche Bäckereifachverkäuferin aus Sauerlach ihr Fett genauso weg wie die Callcenteragentin Chantal aus Sachsen.
Die Stärke der Primatonnen sind nicht die großen und politischen Themen, sondern die kleinen Alltagsepisoden. Doch die zaubern die beiden gelernten Schauspielerinnen mit so viel Lebendigkeit aufs Parkett, dass so manchem Zuschauer ein 'Ja, genau!' entfährt. All das wird dargereicht mit einem gehörigen Schuss Selbstironie. So verkündet Liedermacherin Edeltraud Rey zum Beispiel zu Beginn des Abends: 'Waal – das passt gut zu uns. Auch wenn man es mit zwei 'a' schreibt.'
Unter Selbstwertkomplexen leiden die selbst bezeichneten 'Wildecker Herzmädl' aber trotzdem nicht, auch wenn sie sich ihrem Internetflirt gerne mal als 'schlank, jung und sexy' verkaufen. Stattdessen nehmen sie 'bayrisch, deftig und rotzfrech' kein Blatt vor den Mund. Die allzu detaillierte Beschreibung der Liebesnacht von Primatonne 2 und Heinz – oder Hubert, oder hieß er doch Peter – ist das beste Beispiel dafür.
Dabei bleiben die beiden Tonnen jedoch so liebenswert selbstironisch, dass kein bisschen Fremdscham das Kabarettvergnügen trüben könnte. Insgesamt also ein vergnügt-leichter Abend, mit einem Programm, das laufend an Fahrt gewinnt.
Den humoristischen Höhepunkt gaben die Damen dann zum Abschluss, ganz züchtig im Dirndl gekleidet, mit einer herrlich komischen Volksmusik-Parodie zum Besten.