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Die klassisch ausgebildeten Sänger von Adoro interpretieren in Kempten Pop-Songs von Grönemeyer amp Co

Interview

Die klassisch ausgebildeten Sänger von Adoro interpretieren in Kempten Pop-Songs von Grönemeyer amp Co

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    Die klassisch ausgebildeten Sänger von Adoro interpretieren in Kempten Pop-Songs von Grönemeyer amp Co
    Die klassisch ausgebildeten Sänger von Adoro interpretieren in Kempten Pop-Songs von Grönemeyer amp Co Foto: Ben Wolf

    Adoro gelten als Senkrechtstarter der Klassik-Pop-Szene. Fünf junge Opernsänger mit deutschen, österreichischen und israelischen Wurzeln zeigen, dass es möglich ist, aus Pop-Hits moderne Arien zu machen. Am 19. März stellt das Quintett mit Orchester und Band in der Big Box in Kempten sein viertes Album 'Liebe meines Lebens' vor und interpretiert unter anderem Lieder von Xavier Naidoo, Hildegard Knef und Unheilig. Olaf Neumann sprach mit Nico Müller und Laszlo Maleczky über die Herausforderungen des Belcanto-Gesangs und die Adaption von Pop-Songs.

    Auf Ihren ersten drei Alben, die sich insgesamt 1,3 Millionen Mal verkauft haben, verschmelzen Sie Pop und Klassik. Was ist der Unterschied zwischen einer Coverversion und einer Interpretation?

    Müller: Wir sind fünf klassisch ausgebildete Sänger, wir singen Pop-Songs mit unserer Opernstimme. Wir müssen uns diese Songs erarbeiten und teilweise an unsere Stimmen anpassen, auch von der Geschwindigkeit her. Um das Original zu brechen, haben wir zum Beispiel einmal einen leichten Bolero-Rhythmus druntergelegt. Bei 'Dein Lied' von Laith Al-Deen gehen wir in Richtung sphärischen Gesangs.

    Besitzen diese Lieder einen gewissen Erinnerungswert für Sie? Verknüpfen Sie sie mit persönlichen Erlebnissen?

    Maleczky: Ich muss immer einen Weg finden, dass ich guten Gewissens sagen kann: Ja, ich will. Als ich zum Beispiel 'Still' von Jupiter Jones zum ersten Mal hörte, war ich sofort tief berührt. Ich kannte die Gruppe vorher gar nicht und fragte mich: Was ist das für ein Sänger, und für wen hat er diesen Song geschrieben? Wenn ich etwas über den Hintergrund erfahre, weiß ich auch, warum mich ein Song so berührt. Für Punkrocker wie Jupiter Jones war unsere Interpretation im ersten Moment sicher ungewöhnlich.

    Welches sind die gesanglich anspruchsvollsten Stücke auf dem Album?

    Müller: Das kann man gar nicht sagen, weil jeder Song seine ganz eigenen Qualitäten besitzt, denen wir versuchen, gerecht zu werden. Eine besondere Herausforderung war auf jeden Fall 'Tanz der Moleküle' von MIA. Das ist keine typische Adoro-Nummer mit ganz großer Cantilene. Und Nenas 'Wunder geschehen' beginnt in unserer Interpretation fast wie ein Schumann-Lied.

    Worauf kommt es beim Belcanto an?

    Maleczky: Neben der Klangschönheit kommt es auf die Flexibilität des Organs an. In einer Stimme können viele unterschiedliche Farben auftreten, mit denen man zusätzliche Emotionen auslösen kann.

    Versuchen Sie, das Potenzial Ihrer Stimmen zu erweitern?

    Müller: Diesmal wollten wir versuchen, unsere individuellen Grenzen zu überschreiten und in Farben zu singen, die man nicht von uns erwartet hätte. Unsere Besonderheit sind unsere fünf verschiedenen Stimmen. Wir sind zwei Tenöre und drei Baritone, in den Farben jeweils unterschiedlich. Dadurch sind wir in der Lage, die emotionale Farbpalette noch einmal zu erweitern.

    Popsänger wie Grönemeyer oder Lindenberg besitzen keine großen Stimmen im klassischen Sinn. Was macht ihren Reiz aus?

    Maleczky: Sie haben eine besondere Qualität, die jeder haben sollte: Es sind Stimmen, die genreübergreifend direkt Emotionen vermitteln können. Wir kommen aus einem Genre, bei dem Gesangstechnik sehr wichtig ist. Für einen Popsänger ist ein Mikrofon eher ein Instrument, bei uns jedoch dient es ausschließlich der Übertragung.

    Welcher Popsänger hätte das Zeug dazu, auch im anspruchsvollen Opernfach zu bestehen?

    Maleczky: Ganz schwierig zu sagen, weil es beim Pop um ganz andere Dinge geht. Popsänger sprechen mehr auf den Tonhöhen, als dass sie Linie singen. Ich liebe Grönemeyer – andere sagen, er schreie die ganze Zeit. Aber mit so voller Seele muss man erst mal schreien können. Und George Michael ist ein hervorragender Sänger mit einer wunderbaren Stimmfarbe.

    Gibt es dennoch Gemeinsamkeiten zwischen Oper und Pop?

    Müller: Ein Popsänger kommt in drei, vier Minuten auf den Punkt. In der Oper hingegen folgt ein Rezitativ auf eine Arie, und man weiß immer noch nicht genau, in welche Richtung es geht. Deshalb lassen sich Popsänger mit Opernsängern kaum vergleichen.

    Karten für das Konzert von Adoro am Montag, 19. März (20 Uhr), in der Big Box Allgäu in Kempten gibt es in den Service-Centern unserer Zeitung.

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