'Ich bin schon eine Art Pferdeflüsterer', scherzt Dirk Meylemans. 'Über die Zeit entwickelt sich eine gewisse Harmonie im Umgang mit den Tieren.' Pferde sind ein fester Bestandteil seines Lebens. Der gebürtige Belgier bildet Dressurpferde und Reiter aus, ist seit 14 Jahren als Landestrainer in Bayern für Junioren und Junge Reiter bis 25 Jahre zuständig. Seit Dezember vergangenen Jahres arbeitet Meylemans auf der Reitanlage Tahedl in Waal. 'Unsere Anlage gibt es seit etwa 15 Jahren', erzählt Inhaberin Brigitte Tahedl. Auf der großräumigen Fläche stehen zwei weitläufige Springplätze, eine Reithalle, ein Dressurviereck und eine Rennbahn zur Verfügung. 'Früher waren wir eher auf Springreiten spezialisiert, durch Dirk Meylemans widmen wir uns nun mehr der Dressur', erläutert Tahedl.
Auf der Reitanlage seien sowohl ambitionierte Turnierreiter als auch Freizeitsportler willkommen. Aber auch an die setzt Meylemans hohe Ansprüche: 'Voraussetzung ist, dass die Leute mit viel Einsatz gut reiten lernen wollen und ein eigenes Pferd zur Verfügung haben.' Dann könnten sie auch blutige Anfänger sein. Typischer Schulpferdeunterricht für Menschen, die das Reiten einfach ausprobieren wollen, werde in Waal nicht angeboten.
Meylemans’ Hauptaugenmerk liegt auf seinen Schützlingen aus dem Bayern-Kader. 'Durch die Turniere bin ich dann viel unterwegs', berichtet der Ausbilder. 'Das gehört dazu.' Das Training für die Talente finde nur zum Teil in Waal statt, der Dressurausbilder reist in anderen Fällen auch zu seinen Schülern.
Auch Ehefrau Miriam hat sich ganz dem Reitsport gewidmet. Sie bildet im Singoldmarkt Vielseitigkeitsreiter aus. Zu der Kombinationssportart gehören neben der Dressur auch das Spring- und Geländereiten. Etwa 20 Pferde werden in Waal derzeit gepflegt und ausgebildet. 'Wir wollen die Pferde professionell anlernen', sagt Dirk Meylemans. Aus der eigenen Zucht der Familie Tahedl stammen acht der Tiere.
'Ein Pferd sollte bei Beginn der Ausbildung drei bis vier Jahre alt sein', erklärt der Experte. Das Talent eines Tieres erkenne er dank jahrelanger Erfahrung recht schnell. Dressurpferde hätten dabei andere physische Voraussetzungen als Tiere, die etwa für das Springreiten infrage kämen. Bei der Ausbildung müsse artgerecht vorgegangen werden. 'Die Pferde dürfen nicht überfordert werden. Ansonsten verkraftet es die Psyche der Tiere nicht', erklärt Meylemans. Richtig ambitionierte Pferde brauchen dann etwa eine Stunde Übung pro Tag, um bei Wettkämpfen antreten zu können. 'Zwischen zehn und 16 Jahren liegt das optimale Alter für Turnierpferde', sagt er.
Ein von Meylemans ausgebildetes Dressurpferd holte vor Kurzem Silber bei der Europameisterschaft und wird bei den Olympischen Sommerspielen dieses Jahr in London an den Start gehen. 'Wer denkt, ein Wunderpferd zu haben, kann es also gerne zu uns bringen', meint Miriam Meylemans und lacht dabei.
In Waal fühlen sich beide heimisch. Zuvor war die Familie auf dem landwirtschaftlichen Hofgut Kerschlach beschäftigt, das zwischen Starnberg und Weilheim liegt. 'Dort waren wir für 70 Pferde und das nötige Management zuständig', erläutert der Reitlehrer. Das sei am Ende aber zu viel geworden. Sein eigentliches Metier, die Ausbildung, sei letztlich zu kurz gekommen. 'Hier in Waal ist alles überschaubarer.' Meylemans kann sich somit mehr den Pferden widmen.