Hans-Peter Metzler hätte sich vor sieben Jahren zur Ruhe setzen können. Damals verkaufte er das von ihm gegründete IT-Unternehmen 'NewLogic' an einen indischen Konzern – für zig Millionen Dollar. Er baute sich aber weder ein Haus auf einer Insel, noch wurde er Dauergast auf Golfplätzen. Stattdessen investiert der studierte Physiker und Mathematiker seither in junge, ehrgeizige Unternehmen auf der ganzen Welt und hilft bei Bedarf auch persönlich mit. Nicht aus Interesse an Geld, sondern aus Neugier, wie er betont. 'Ich will Neues erfahren, mich weiterentwickeln', sagt der 53-Jährige. 'Deshalb bin ich auch zur Kultur gekommen.' Hans-Peter Metzler gehört zu den erfolgreichsten Unternehmern Vorarlbergs. Und er ist neuer Präsident der Bregenzer Festspiele.
In Lochau bei Bregenz ist Metzler aufgewachsen. Von zuhause aus konnte der Sohn eines technischen Angestellten die Seebühne sehen, bei günstiger Witterung sogar jedes Wort verstehen, wie er versichert. Indem er sich im Teenageralter ein paar Schillinge als Platzanweiser bei den Festspielen verdiente, gewann er 'eine richtig schöne Rundumsicht' - mit begeisterten oder mürrischen Besuchern, vor allem aber mit schillernden Künstlerpersönlichkeiten. 'Was sind das für Menschen vor und hinter der Bühne?' wollte er wissen. Es war eine andere Welt – 'ein bisschen wie Hollywood.'
In den folgenden Jahrzehnten lernte Metzler viele neue Welten kennen. Studium in Innsbruck, Wien und München ('immer dort, wo die besten Professoren waren'), der erste Job am Max-Planck-Institut, von wo ihn der Siemens-Konzern abwarb. Metzler lebte in den USA und Asien und gehörte zum höchsten Führungskreis bei Siemens Asien. Die erste Tochter brachte seine aus Hamburg stammende Frau Antje in München zur Welt, die beiden jüngeren in Singapur. Wenn Metzler aus dieser Zeit erzählt, ist ein bisschen zu erahnen von der Goldgräberstimmung in der IT-Branche Mitte der 1990er Jahre.
Dass er seine eigene Firma 1997 in Dornbirn anstatt in Silicon Valley gründete, liegt nicht an Metzlers Heimatverbundenheit, sondern an den günstigen Startbedingungen, mit denen Wirtschaftspolitiker den Jungunternehmer umwarben. Die Firma nach neun Jahren zu verkaufen, fiel ihm nicht schwer. 'Für mich ist ein Unternehmen nicht ein Lebenswerk, sondern ein Projekt.'
Im Projekt Bregenzer Festspiele kann Hans-Peter Metzler viele der Qualitäten einbringen, mit denen er sich beschreibt. 'Ich mag Schönheit und neue Dinge', sagt er. Im Freundeverein des Kunsthauses Bregenz ist er Mitglied, den Freunden der Festspiele steht er seit zehn Jahren vor. Seine Musikalität sei aber höchst durchschnittlich. 'Wir singen mit unseren Töchtern beim Autofahren, meist Operettenmelodien.
Gut, dass uns niemand hören kann', sagt er lachend. Neben Fleiß, Teamfähigkeit und einem 'Quäntchen Glück' nennt Metzler einen weiteren Grund seines Erfolgs: 'In der Lösungsfindung bin ich deutlich kreativer als viele andere.'
Welch passendere Herausforderung könnte sich dem zupackenden und neugierigen Mann bieten als die Bregenzer Festspiele? Und was könnte das Festival gerade jetzt besser gebrauchen als die offene Ausstrahlung und positive Grundhaltung Metzlers? 'Ich kenne keine halbleeren Gläser', erklärt der Autoliebhaber und passionierte Skifahrer.
Auf die unerquicklichen letzten Monate angesprochen, in denen das seit Jahrzehnten erfolgreiche Kulturunternehmen erstmals Negativschlagzeilen machte, lächelt er vielsagend – und schweigt. Metzler, damals Vizepräsident, hielt sich zurück, als Präsident Günter Rhomberg den viel gelobten Intendanten David Pountney nicht länger verpflichten wollte, sich dann bei der Nachfolgesuche verrannte und die Konflikte über die Medien ausgetragen wurden. Metzler gab und gibt sich loyal gegenüber Rhomberg ('Wir verstehen uns bestens'), obwohl er dessen Vorgehen vermutlich weitgehend für falsch hielt.
Selbst über den bösen öffentlichen Brief eines seiner Stellvertreter kurz nach seiner Wahl zum Präsidenten geht er mit der Bemerkung 'Das ist ein Missverständnis' hinweg. Sein freundlicher Blick unterstreicht die Bestimmtheit, mit der er das Thema beendet.
Viel lieber spricht Metzler über seine Verantwortung im neuen Ehrenamt. 'Mein Job ist es, Wege zu finden, wie man in Zukunft die Finanzierung der Festspiele schaffen kann.' Bezüglich der Intendantensuche ist er nach einigen Gesprächen mit Bewerbern 'richtig guter Dinge'. Der Markt für Spitzenkräfte sei in der Kunst ähnlich wie in der Wirtschaft. 'Es gelten die gleichen Mechanismen. Richtig gute Leute wissen, dass sie als künstlerische Leiterin oder künstlerischer Leiter bei uns ein tolles Spielfeld haben.'