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Der Kaufbeurer Oliver Kromm nimmt mit seinen Ameisen-Cartoons menschliche Schwächen aufs Korn

Karikatur-Serie (5)

Der Kaufbeurer Oliver Kromm nimmt mit seinen Ameisen-Cartoons menschliche Schwächen aufs Korn

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    Der Kaufbeurer Oliver Kromm nimmt mit seinen Ameisen-Cartoons menschliche Schwächen aufs Korn
    Der Kaufbeurer Oliver Kromm nimmt mit seinen Ameisen-Cartoons menschliche Schwächen aufs Korn Foto: mathias wild

    'Karikaturisten sind für mich die wahren Künstler. In so einer kleinen Zeichnung steckt oft viel mehr drin als in einem riesigen Gemälde.' Oliver Kromm muss es wissen. Denn der Kaufbeurer Maler ist in vielen Bereichen seines Fachs tätig. Er gestaltet ganze Hausfassaden mit illusionistischer Malerei, bannt seine Eindrücke und Gefühle auf die Leinwand und widmet sich daneben stets den kleinen Zeichnungen. Das Kleine ist für Kromm nicht nur künstlerisch das Größte, sondern auch bei den Motiven. Denn bevölkert werden seine Karikaturen fast ausschließlich von Ameisen.

    Zwar wisse er nicht mehr genau, wie er zu diesem Tier gekommen ist. Aber Anfang der 1990er Jahre war die Ameise auf einmal da und wuselt seither als Sinnbild des menschlichen Strebens, aber auch des in staatliche Strukturen eingebundenen Individuums ('das gemeine Volk') durch Kromms zumeist humorvolle Zeichnungen.

    Eigentlich seien die Ameisen als Comic-Figuren ungeeignet. Sie haben außer zwei kleinen Augenpunkten kaum ein Gesicht, mit dem emotionale Regungen und Stimmungen deutlich gemacht werden könnten.

    'Oft fragte ich mich: Wie kriege ich jetzt da den Ausdruck hin?' Dafür nutzt Kromm vor allem die Beinchen und Fühler der Tierchen virtuos, die im Zusammenwirken von Tuschestift und Aquarellfarbe entstehen. Inzwischen hat er das Spiel mit den menschlichen Insekten perfektioniert: 'Ich kann fast alles mit ihnen machen.'

    Freilich sei die Reinzeichnung auch einer einfachen Karikatur das Ergebnis langwieriger Denkprozesse und etlicher Vorzeichnungen – wie bei einem großen Gemälde. 'Das wird oft unterschätzt', so Kromm. Überhaupt ärgert es ihn, dass der Karikaturen- und Comic-Bereich in der Kunstwelt immer noch nicht die Wertschätzung genieße, die ihm zustehen müsste.

    Unter Zeitdruck arbeiten

    Entsprechend großen Respekt hat er vor den politischen Karikaturisten, die unter dem Druck der Tagesaktualität kreativ sein müssen. 'Da muss man unheimlich fit sein', weiß der Kaufbeurer, dessen Motivfindung deutlich entspannter abläuft. 'Die Zeichnungen waren eigentlich schon immer ein Mittel, mit dem ich das verarbeitet habe, was mir aufgefallen ist, was mich geärgert hat', so Kromm. Deshalb ist sein Skizzenbuch stets gut gefüllt, und nicht alle Ideen kommen auch zur Ausführung. Dabei sind es vor allem die menschlichen Schwächen, die ihn zu Karikaturen reizen. Da werden die zarten, kleinen Ameisen schon mal zum Macho, zum martialischen Motorradrocker, zum Vampir oder zur Peitsche schwingenden Domina.

    Das Politische reize ihn zwar auch, stehe aber nicht im Vordergrund.

    In jüngster Zeit hat Kromm die 'Allgaisen' Centa und Schorsch, ein recht regional geprägtes Ameisenpaar, geschaffen, die er eventuell zu den Hauptpersonen eines Comics oder auch einer festen Karikaturenreihe machen will. Außerdem ist der Künstler derzeit in seinem spartanisch eingerichteten, aber doch gemütlichen Atelier dabei, seine besten Karikaturen und Ideen aus den vergangenen Jahren ins Reine zu zeichnen.

    Im Frühjahr möchte er im Eigenverlag ein Buch mit rund hundert Karikaturen herausbringen. 'Die Zeit war jetzt einfach reif dafür', sagt Kromm. Der Titel für die Veröffentlichung war übrigens schnell gefunden: 'Ameisen sind auch nur Menschen.'

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