Der zwölfjährige Leo Lutz ist mit seinem Kumpel in Lindau auf dem Flohmarkt unterwegs. Dort kommt er zufällig am Stand von Friedrich Müller vorbei und entdeckt einen aus Holz gebauten Kanadier. 'So einen will ich auch', ist sein erster Gedanke.
Mit seinem Papa fährt der Bub bald darauf nach Manzen bei Lindenberg. Dort lebt Friedrich Müller. Zusammen beschließen die beiden, ein Boot zu bauen. In seiner Garage in Manzen baut der 72-jährige Müller in Handarbeit Boote aus Holz – formschöne und schnittige Kanadier mit Planken oder Leisten. 'Dafür nehme ich Zedernholz und Oregon Pine', erklärt Müller. Fast jeden Tag setzt sich Leo in Bregenz in den Bus und fährt über Lochau nach Scheidegg, wo ihn Friedrich Müller mit dem Auto abholt. Seit seinem ersten Ferientag Anfang Juli schraubt, hämmert, schleift und sägt der blonde Bub aus Vorarlberg, damit sein eigenes Boot rechtzeitig fertig wird. Beim Familienurlaub am Attersee im Salzkammergut ist die Jungfernfahrt geplant. 'Dort will ich das Boot ausprobieren', freut sich Leo. Damit es auch klappt, geben die beiden nochmals richtig Gas. 'Das Boot ist fast fertig', sagt Müller.
Noch muss die Reling montiert werden, und vielleicht lackieren die Zwei noch das Innere des Bootes mit Schiffslack.
Angefangen hat Friedrich Müller mit dem Bootsbau, als er vor gut 20 Jahren ein gebrauchtes Kajak gekauft hat. 'Das habe ich hergerichtet und dann wieder verkauft'. Da kam der Gedanke: 'Warum nicht gleich eines selber bauen?' Müller ließ sich einen Bauplan aus Amerika schicken – 'für einen Atkinson Traveler'. Mittlerweile hat er 'so um die zehn Boote' gebaut und die meisten wieder verkauft. Eine schöne Beschäftigung, findet er. 'Wenn es dann was geworden ist, dann ist man zufrieden.'
Vier bis sechs Wochen benötigt Müller für ein Boot. Zuerst wird die Form aufgebaut, das Gerippe. Dann setzt er die Spanten, eine Verstärkung des Rumpfes. Anschließend geht es mit der Beplankung weiter. Für ein Boot braucht Friedrich Müller 80 Leisten, ungefähr sieben Quadratmeter Holz. Die Leisten werden in einer Schreinerei gefräst und dann mit Leim passgenau aufeinander gesetzt. 'Das ist absolut dicht'. Der Rumpf wird zum Schutz noch mit einer Glasfasermatte verstärkt.
Seit seiner Kindheit liebt Friedrich Müller Wasser und Boote. Aufgewachsen ist er in Kronburg bei Memmingen. Als Kind fuhr er auf der Iller mit dem Kajak. Ob der zwölfjährige Leo weiterhin Boote bauen will, weiß er noch nicht. Aber für die Schiffstaufe seines Kanadiers am Attersee hat er hart gearbeitet.
Kontakt für Bootsinteressierte: Friedrich Müller, Tel. (0 83 81) 8 43 40