Wo manch einer am liebsten schnell das Weite sucht, ist er in seinem Element: Seine 18 Bienenstöcke sind Hugo Schmids ganzer Stolz. Das Brummen dort ist nicht zu überhören, die Luft ist voll von den kleinen Nektarsammlern. 'Momentan besteht ein Volk aus etwa 2000 Bienen, in der Hochsaison im Juni und Juli sind es bis zu 8000 pro Stock', sagt der Senior mit strahlenden Augen. Ein Leben ohne seine Bienen kann sich der Lengenwanger nicht vorstellen. Schon als kleiner Bub war Schmid begeistert von den nützlichen Insekten. 'In den Kriegsjahren war ich Hirtenbub und musste dem Bauern mit seinen Bienen helfen', erinnert sich der 79-Jährige. Während er erzählt, inspiziert er seine Bienenkisten genau, denn keinem seiner Schützlinge soll es an etwas fehlen. Nach der ersten Begegnung mit den Bienen war es um ihn geschehen: Das erste eigene Volk ließ nicht lange warten. 1957 legte er sich den ersten Schwarm zu, seit langem ist er im Bienenzuchtverein Seeg, Rückholz, Wald und Lengenwang aktiv.
Kurz darauf bekamen die Imker in der Region aber ein Problem: die Varroamilbe. Ein Thema, das auch heute aktuell ist. 'Wie kleine Zecken, nur schlimmer: Sie saugen die Bienen einfach leer', beschreibt Schmid die Milbe. Wie andere Imker der Region benutzte er zunächst Ameisensäure, um den Schädlingen Herr zu werden. Doch nach kurzer Zeit hatte er die Behandlung eingestellt. 'Als Mensch kann man das kaum atmen, die Bienen sollen es aber. Sie schreien schier, wenn man den feuchten Lappen zum Ausdunsten in den Kasten legt.'
Notenständer und Luftpumpe
Da wurde er kreativ. Obwohl er damals als selbstständiger Elektriker alle Hände voll zu tun hatte, suchte er so lang, bis er eine Alternative fand. Mit Oxalsäure gelang ihm der Coup. 'Das ist 100 Prozent natürlich und schadet weder mir noch meinen Völkern.' Schmid baute sich sein eigenes Gerät, um den Bienen den Dampf in den Kasten zu pumpen. Ein Notenständer, eine Luftpumpe, ein Schlauch, die Säure in Pulverform und ein Bunsenbrenner: das Geheimnis seines Erfolgs.
Das Pulver wird durch die Hitze zu Rauch, die Pumpe bläst den Rauch durch den Schlauch in den Bienenstock. Dass die anderen Imker des Bienenzuchtvereins seine Methode nicht übernommen haben, wundert ihn. 'Ich habe diesen Winter kein Volk verloren, die Milben haben bei mir keinen Schaden angerichtet', freut er sich.
Aber nicht nur mit den Bienen an sich ist er vollauf beschäftigt: Der Honig muss geschleudert und abgefüllt werden, die Waben fürs nächste Jahr gilt es vorzubereiten. Im Schnitt 25 Kilo Honig produziert ein Volk im Jahr. Auch die Gebüsche und Hecken um das Bienenhaus herum hält der Rentner in Schuss, die Kästen kontrolliert er regelmäßig. Ob es ihm manchmal zu viel wird? 'Nein, ich muss einfach jeden Tag zu meinen Bienen', sagt er.
Die Zeit, die er nicht mit seinem Hobby verbringt, widmet er voll und ganz seiner Frau Anni. Früher hat sie ihren Mann immer zu den Bienen begleitet und half bei allen Arbeiten. Doch das hat die 77-Jährige inzwischen aus gesundheitlichen Gründen aufgeben müssen.