In Füssen hat eine "Krönung" stattgefunden: Der Fürstensaal im ehemaligen Benediktinerkloster St. Mang ist zum Kaisersaal erhoben worden. Diese Umbenennung sei keine Marketing-Idee, heißt es in Füssen, sondern sie sei geschichtlich und kunsthistorisch begründet. Das bekräftige auch Professor Dr. Franz Matsche neulich bei einem Festvortrag. Klaus Bielenberg sprach darüber mit dem Füssener Kulturamtsleiter Thomas Riedmiller.
Herr Riedmiller, schon 2005 hat Franz Matsche für eine Umbenennung des Fürstensaals in Kaisersaal plädiert. Warum waren Sie so zögerlich?
Riedmiller: Ein Markenzeichen gibt man ungern auf. Über 50 Jahre gab es die hochwertigen Fürstensaalkonzerte. Da nimmt man schwer Abschied.
Ist die neue Titulierung nicht eine Marketingmaßnahme?
Riedmiller: Nein, auf keinen Fall, wenngleich natürlich der Kaisersaal über dem Fürstensaal steht und damit eine Rangerhöhung vorliegt. Mit der Abhandlung von Professor Matsche wurde der Nachweis geführt, dass die grundsätzliche Konzeption des Raumes, die eines Kaisersaals ist. Die Fährte mit dem Begriff Fürstensaal war nie begründbar, zumal der Fürstbischof einen eigenen Saal im Hohen Schloss hatte.
Knüpfen Sie an den Begriff Kaisersaal bestimmte Hoffnungen?
Riedmiller: Zweifellos wird die Wirksamkeit und Bedeutung des Klosters gehoben und damit auch die museale Stellung. Der Füssener Kaisersaal war direkter Vorläufer des Kaisersaals in Ottobeuren, und es arbeiteten mit Andrea Maini und Anton Sturm die gleichen Künstler an beiden Orten. Füssen steht damit in einer Reihe mit Ottobeuren und Irsee.
Und das verdanken Sie zum großen Teil Abt Oberleitner (1696 - 1714), der als Bauherr der großartigen Barockanlage auftrat.
Riedmiller: Ja, er hatte die Großbaustelle initiiert, ohne Absprache mit seinen Vorgesetzten. Er war selbstbewusst, autoritär, absolutistisch, und galt auch ein bisschen als subversiv. Das wäre heute nicht mehr denkbar. Er hatte eine schwere Verantwortung, denkt man an das finanzielle Risiko. Er musste sich auch mit "Wutbürgern" auseinandersetzen, die mit massiven Protesten und Abfackelungsdrohungen auftraten. Sein Kaisersaal war eine PR-Maßnahme für den Kaiser, den man als einzigen zeitlichen Vorgesetzten anerkannte.
Wird sich der Begriff Kaisersaal bei der Bevölkerung in Füssen durchsetzen?
Riedmiller: 25 Sendungen werden demnächst von "Kunst und Krempel" aus dem Kaisersaal ausgestrahlt. Die Reihe der Kaisersaalkonzerte hat schon begonnen. Ich glaube, da gibt es keine Schwierigkeiten.
Bei den Kaisersaal-Konzerten treten demnächst auf: Das Wiener Klaviertrio und Paul Engel (Donnerstag, 26. Mai, 20 Uhr) und Quadro Nuevo (Donnerstag, 2. Juni, 15 und 20 Uhr). Karten-Vorverkauf unter Telefon 08362/93 850
Thomas Riedmiller
Prunkvoller Raum: der Kaisersaal im ehemaligen Benediktinerkloster St. Mang in Füssen. Foto: Hermann Ernst