Unsere Serie 'Denkwürdig' beschäftigt sich mit Gebäuden im Landkreis Unterallgäu, die unter Denkmalschutz stehen. Wir wollen die Besonderheiten dieser Häuser, Kirchen und Schlösser ein wenig ins Licht rücken und zeigen, wie die Besitzer damit und manchmal auch darin leben.
Schöneberg Ein paar dreiste Diebe sind verantwortlich dafür, dass die Kapelle in Schöneberg (Gemeinde Pfaffenhausen) gebaut worden ist. Im Jahr 1676 haben die bis heute Unbekannten unter anderem Hostien und Kelche aus der Kirche in Holzgünz geraubt. Das Diebesgut vergruben sie ganz in der Nähe von Schöneberg, die Hostien verbrannten sie – genau an jener Stelle, an der jetzt das Schöneberger 'Käppele' steht. Als Sühne für den Einbruch hat es Georg Salger neun Jahre nach dem Diebstahl errichtet, am 14. Oktober 1685 wurde es von Weihbischof Eustachius Egolphus von Westernach geweiht.
Heute steht die Kapelle gut sichtbar an der Bundesstraße 16. Vor einigen Jahren noch bot sie einen eher trostlosen Anblick. Die Schöneberger haben das geändert. Im Jahr 2005 begannen sie, ihre Kapelle ehrenamtlich zu renovieren. Doch im August 2006 wurde die Initiative der Bürger überraschend gestoppt. Das Landratsamt, das von der Sanierung erfahren hatte, stellte die Bauarbeiten ein – der Denkmalschutz musste hinzugezogen werden. Schnell erkannte man den Wert der Kapelle.
Kirchenmaler und Restaurator Karlheinz Weinzierl ließ die Kapelle, wie sie in früheren Zeiten dort stand, wieder lebendig werden. Bis zu zehn Putzschichten mit Malereien und Schriften stellte er fest, er legte sie frei und zeichnete sie teils wieder nach.
Namen der Apostel an den Wänden
So zieren heute nicht nur die Namen der zwölf Apostel, sondern auch Apostelkreuze und das Glaubensbekenntnis die Wände um den Altar – so, wie es früher eben auch gewesen war. Die Kuppel über dem Altar wollten die Schöneberger eigentlich nur weißeln, erzählt Kirchenpfleger Erwin Grabmeier. Dann aber entdeckte man, dass mehr darunter steckt: Die ursprünglich vorhandene Kassettendecke wurde schließlich rekonstruiert.
1523 ehrenamtliche Stunden haben die Schöneberger für ihre Kapelle geleistet. Rund 80 000 Euro hat die Sanierung gekostet. Anfangs sei man noch ein wenig skeptisch gewesen. Heute, im Nachhinein, sei man froh über die Unterstützung der Denkmalpfleger.
'Durch das Landesamt für Denkmalpflege ist die Kapelle besser restauriert worden als es ohne der Fall gewesen wäre', glaubt Grabmeier, der den Schlüssel zur Kapelle besitzt. Immer mal wieder muss er sie aufsperren – erst kürzlich für eine Gruppe Radwallfahrer, die dort Station machen wollten. Und auch die Schöneberger kommen ein, zwei Mal im Jahr für eine Messe in ihr 'Käppele'.