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Das Stephanuswerk in Isny öffnet sich

Integration

Das Stephanuswerk in Isny öffnet sich

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    Das Stephanuswerk in Isny öffnet sich
    Das Stephanuswerk in Isny öffnet sich Foto: Armin Dorner

    Das Stephanuswerk, ein Rehabilitationszentrum am Isnyer Stadtrand Richtung Maierhöfen, das seit mehr als 60 Jahren körperbehinderten und in in den letzten Jahren vermehrt psychisch kranken Menschen eine neue Chance bietet, will sich 'gesundschrumpfen', so Pressesprecher Anton Drescher, um weiter bestehen zu können.

    Die Evangelische Heimstiftung in Stuttgart, die das Stephanuswerk als eine von 73 Einrichtungen in Württemberg betreibt, hat bekundet, den Standort Isny behaupten zu wollen. Dazu werden fünf bis sechs Millionen Euro in den nächsten Jahren in die Wohnheime mit 125 Plätzen investiert. Zudem will man sich im Zuge der Integration und Inklusion nach außen öffnen, die letzten Zäune auf dem Campus abreißen. Die Sanierung sieht eine Kürzung des Berufsbildungsangebots und die Schließung des dazugehörigen Internats vor, sowie die Streichung von knapp 50 der 350 Vollzeit-Arbeitsplätze, 'in der Regel sozialverträglich', versichert Drescher. Die Hälfte ist bereits abgebaut, die andere Hälfte folgt in den nächsten Monaten.

    Gleichzeitig wird heuer für 600 000 Euro der Haupteingang verlegt, neue Wege geschaffen und das älteste Haus auf dem Campus aus den Dreißigerjahren zu einem Ferien- und Gästehaus mit 60 bis 70 Zimmern für Behinderte und deren Angehörige umgebaut; und in der Behindertenwerkstatt entsteht ein Begegnungsplatz mit einem größeren Werkstattladen.

    2013 wieder schwarze Zahlen

    Greift die Umstrukturierung, will man schon im nächsten Jahr wieder schwarze Zahlen schreiben, nachdem das Jahr 2011 mit einem Verlust von 1,2 Millionen Euro abschloss, wie Drescher berichtet. 'Ich bin überzeugt, wir schaffen das', ist er genauso optimistisch wie der neue Direktor Rolf Jehle.

    Mit Gewinn arbeiten die Wohnheime (125 Plätze) und die 1998 neu errichteten, modernen Behindertenwerkstätten (knapp 200 Plätze). Ebenso das Sozialunternehmen 'Start', das seit über zehn Jahren Dienstleistungen und Industrieaufträge mit ehemaligen Langzeitarbeitslosen ausführt. Bis zu 40 Mitarbeiter werden unterstützt, um wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden zu können.

    Aktenvernichtung (in der Außenstelle Leutkirch), Kabelkonfektion, Verpackung, Schalter- und Lifterbau, verschiedenste Montagearbeiten von mechanischen Bauteilen für die Industrie, von Hobby- und Freizeitartikeln, Platinenbestückung und -einbau sowie Qualitätskontrolle sind die Arbeitsfelder in den Werkstätten, die in der Region südliches Oberschwaben/westliches Allgäu einmalig sind. Deshalb kommen die Mitarbeiter auch zum Teil von weither. Daneben werden eigene Produkte hergestellt, wie etwa individuelle Töpferware. 'Unser Renner sind Sprungseile', berichtet Drescher. Davon werden rund 15 000 pro Jahr verkauft.

    Café in der Altstadt

    In der Altstadt am Obertor werden im Ladenlokal 'Kaffeebohne' von Werkstatt-Mitarbeitern 20 frisch geröstete Sorten Gourmet-Kaffee angeboten, dazu neuerdings in der 'Chocolaterie' Schokolade, Wein und Zigarren.

    Ein weiterer Schritt, um das Stephanuswerk nach außen zu öffnen, ist der Abriss der letzten Zäune rund um das weitläufige Gelände und die Benutzung des eigenen Therapiezentrums 'step' für jedermann. Neben physio- und ergotherapeutischen Leistungen werden Kurse gegeben wie Slingtrainer, Rückenschule, Aqua-Fitness oder Klettern für Kinder. Auch Gerätetraining ist möglich.

    Die ehemalige geriatrische Klinik, neben dem Haupteingang, erst in den Siebzigerjahren errichtet, in den Zeiten als man mit der beruflichen Rehabilitation begann, dreistöckig, mit 60 Betten, wird voraussichtlich abgerissen. Sie ist seit 2010 geschlossen.

    Vom eigenen, etwas abseits liegenden Ferien- und Tagungshotel (80 Betten) wird man sich trennen; auf das mehrere Hektar große Grünland um die Anlage hat die Stadt Isny ein Auge. 'Das gäbe ein schönes neues Baugebiet', meint Drescher. Die Heimstiftung könnte mit dem Verkauf seine geplanten Umbauten finanzieren.

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