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Cornelia Braders Skulpturen im Kreuzherrnsaal Memmingen bestechen durch ergreifende Schlichtheit

Ausstellung

Cornelia Braders Skulpturen im Kreuzherrnsaal Memmingen bestechen durch ergreifende Schlichtheit

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    Cornelia Braders Skulpturen im Kreuzherrnsaal Memmingen bestechen durch ergreifende Schlichtheit
    Cornelia Braders Skulpturen im Kreuzherrnsaal Memmingen bestechen durch ergreifende Schlichtheit Foto: antje sonnleitner

    Seinen krönenden Abschluss findet das Projekt 'Identität im globalen Zusammenhang' mit der Ausstellung von Skulpturen der aus Memmingen stammenden Bildhauerin Cornelia Brader im Kreuzherrnsaal. Im Mittelpunkt ihrer großen Holz- und Gipsarbeiten unter dem Titel 'Stehende, Wartende und Badende' stehen die 'Pony-Kids'. Was letztere mit Identität zu tun haben, erläuterte in seiner Laudatio auf die Künstlerin bei der gut besuchten Vernissage Kulturamtsleiter Dr. Hans-Wolfgang Bayer.

    Die hier so ungezwungen dargestellten Jugendlichen auf kleinen Pferden, die aufgeweckt, aber am Betrachter vorbei in die Welt schauen, haben reale Vorbilder. Man trifft sie in den Randbezirken von Dublin (Irland), wo sie sich Ponys als Begleiter und Spielgefährten halten, die auf Pferdemärkten der Stadt günstig zu erwerben sind. Die Kameradschaft zwischen Mensch und Tier hat eine sozialpädagogische Komponente im Sinne einer 'Entwicklungshilfe', denn, so Bayer, 'eine altersgerechte Identitätsfindung wird durch die Arbeits- und Orientierungslosigkeit in diesen problematischen Wohnsiedlungen nicht gerade begünstigt.'

    Das Interesse an diesem Sujet entwickelte Cornelia Brader, die seit drei Jahren wieder in Memmingen wohnt, anlässlich einer Studienreise nach Irland. Auf dem Pferdemarkt entstanden Aufnahmen, die sie später in ihrer Werkstatt mit Motorsäge und Schnitzeisen aus Pappel oder Esche ausformulierte. Besonders deutlich wird die Vertrautheit und Natürlichkeit des Umgangs zwischen den jungen Menschen und den Tieren, wenn man die Skulpturen in Kontrast zu der formalen Bildhauertradition betrachtet, in der sie stehen: Das Sujet des Reiterstandbildes. Hier dient das Ross eher als verlängerter Sockel, um den großen Feldherren, den es trägt, zu idealisieren.

    Braders Ganzkörperporträts sind aus einem ganz anderem Holze geschnitzt beziehungsweise aus Gips modelliert (ein mit Holzwolle gefülltes Gerüst aus Latten und Metall wird mit Gips schichtweise ausgestaltet). Ihre schlichten, klar herausgearbeiteten Formen weisen nicht über sich hinaus, wollen nicht illusionieren, aber auch nicht interpretieren, aufrütteln oder vorführen im sozialkritischen Sinne – sie stellen ganz einfach dar. Die Figuren stehen für sich, sprechen für sich.

    Schnörkellose Arbeiten

    Als 'lapidare Bestandsaufnahme, die auf jede Idealisierung des Menschenbildes verzichtet' charakterisiert Prof.

    Bernd Altenstein (Bremen), dessen Meisterschülerin Cornelia Brader ist, ihre bodenständigen, schnörkellosen Arbeiten, die nicht zuletzt durch den Verzicht auf Effekte und Details große Lebendigkeit und Natürlichkeit ausstrahlen (lediglich der sorgsam herausgearbeitete Gesichtsausdruck wird hier und da durch spartanischen Farbeinsatz betont). Dass sie trotz aller Schlichtheit ergreifend sind, liegt wohl am einfühlsamen Auge der Betrachterin und Künstlerin.

    Die von Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger eröffnete Ausstellung wurde vom Memminger Kulturpreisträger Lancy Falta auf der Gitarre umrahmt.

    Dauer Die Ausstellung im Kreuzherrnsaal ist zu sehen bis zum 14. Oktober, Dienstag bis Sonntag von 14 bis 17 Uhr, am Samstag zusätzlich von 10 bis 12.30 Uhr.

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