Viele Gemeinden in der Umgebung haben bereits eine Chronik – Friesenried noch nicht. Doch nun gibt es eine für den Ortsteil Blöcktach: Basierend auf den Aufzeichnungen von Pfarrer Philipp Guggemos gab die pensionierte Realschulrektorin Renate Grieshaber eine Chronik heraus, die sie mit Bildern und Erklärungen ergänzte und aktualisierte. Das fast 200-seitige Werk gibt einen detaillierten Einblick in die Blöcktacher Geschichte. Ein kirchliches Gut stand auch am Beginn der vergessenen Chronik. Grieshaber und ihr Mann erwarben einen historischen Tisch aus der ehemaligen Blöcktacher Tafernwirtschaft des Klosters Irsee, den sie dem Bildungszentrum schenkten.
Um aber zu wissen, was es mit dem Mobiliar auf sich hat, machte sich Grieshaber in der einzig existierenden Chronik kundig – die des Pfarrers Guggemos. Doch das Original ist in heute nicht mehr gebräuchlichem Sütterlin geschrieben und eine Kopie in lateinischer Schrift fehlerhaft. 'Also beschloss ich, die Originalchronik abzutippen, wo es möglich war, zu bebildern und drucken zu lassen', erzählt Grieshaber.
Doch dafür benötigte sie Unterstützung: 'Bald bemerkte ich, dass ich ohne kundige einheimische Hilfe mein Vorhaben nicht schaffen würde, weil mir viele alte Begriffe fremd und örtliche geografische Besonderheiten unbekannt waren.'
Konrad Dröber und seine Frau Gerlinde sprangen ihr bei: Der 70-Jährige war 24 Jahre Kirchenpfleger in Blöcktach: 'Ich hatte Einblick in Kirchenbücher und weiß viel über Hintergründe.' Und Dröber hatte als Ministrant den Pfarrer noch gekannt: 'Er war klug und streng, mit einem weichen Herzen, der aber auch mal Klartext redete.'
Guggemos wurde 1881 in Weißensee geboren und 1904 zum Priester geweiht. Über Martinszell und Kaufbeuren kam er nach Blöcktach: 'Beim Anblick des Kircheninneren jedoch entschwand ihm jegliche Lust, hier zu bleiben', berichtet Grieshaber. Dennoch blieb Guggemos 40 Jahre. Dazwischen lag eine Pilgerfahrt in das 'Heilige Land', die durch den Kriegsausbruch 1914 'aufregend und gefahrvoll' war. Während der NS-Zeit geriet er mit der Gestapo aneinander. 'Ich stand bei der Polizei schon längst in üblem Geruche und schien reif für Dachau zu sein', schreibt Guggemos. Er flüchtete nach Italien, kam jedoch später zurück, als er scheinbar amnestiert worden war. Doch schon an der Grenze fing der Ärger wieder an.
'So ging man mit uns Geistlichen um: Freiwild für jeden braunen Gesinnungslumpen, der es in kurzer Zeit zu Geld und Besitz bringen wollte', zürnte er. Guggemos überlebte den Terror unversehrt und starb 1954.
Er schrieb die Geschichte des Ortes von der Römerzeit bis in die Neuzeit auf, widmete markanten Abschnitten sowie Religion, Bräuchen und Sitten besondere Aufmerksamkeit – natürlich aus der christlichen Sichtweise eines Pfarrers. Sogar einige Zeichnungen fügte er seiner Schrift hinzu, zu der auch Aufzeichnungen aus seinem Todesjahr gehören.
Grieshaber transkribierte diesen Text, aktualisierte zusammen mit den Dröbers und rund 20 weiteren Blöcktachern manche Passagen, erklärt im Glossar unbekannte Begriffe oder Namen und bebilderte das Ganze mit historischen Fotos. So wurde die Arbeit an der Chronik eine intensive Reise in die Geschichte des Ortes. 'Es war eine sehr schöne Zeit', so Grieshaber. Die hat sie nun interessant und unterhaltsam wiedergegeben.
Renate Grieshaber (Hg.): 'Pfarrer Philipp Guggemos, Chronik von Blöcktach – Allgäuer Geschichten', 198 Seiten, 18 Euro, Blöcktach 2011.