Christoph Maier Gehring ließ nach seinem begeisternden Vortrag mundartlicher, oft uriger Texte und Gstanzl sein Publikum im Füssener Kaisersaal den Kanon "Wann und wo, sehen wir uns wieder" singen, dirigierte und verschwand plötzlich. Das könnte als Symbol und Ermunterung für Standesamtsleiter Andreas Rösel gedeutet werden, die Veranstaltungsreihe "Wo Träume wahr werden" fortzusetzen.
Der Beginn mit dem Programm "Brautverstecken" war vielversprechend, schlug ein und amüsierte köstlich die Zuhörer im gut gefüllten Saal. Zum ersten Mal führte der Künstler das oberbayrische Mundartprogramm im Allgäu auf. Ihm gelang es dabei überzeugend, das Bayrisch-Hintergründige lebendig werden zu lassen. Angelika Hofer, Kunst- und Kulturpreisträgerin der Stadt Füssen, bestätigte im Gespräch: "Dieser Dialekt hat etwas Liebenswertes, Schelmisches und die von Maier Gehring vorgetragenen Gstanzln sind nicht volkstümelnd, sondern Volksgut." Die Texte waren sorgfältig ausgewählt. Sarkastisch und doch feinsinnig wirkte die Geschichte Ludwig Thomas darüber, wenn das Heiraten wie beim Viehhandel ausgemacht wird und die Braut schließlich als Einäugige auftritt. Einen typischen Karl Valentin ließ Mayer Gehring bei dessen Liebesbrief erleben, in dem er nörgelnd übers "Schreiben an sich" nur "Dampf plaudert".
Die Geschichten von Oskar Maria Graf haben es dem Künstler besonders angetan. Die poetische Kraft des dörflichen Lebens spiegelte sich in der Heiratsgeschichte über den braven Bastl vom katholischen Burschenverein und die tiefgläubige Traudl vom Jungfrauenverein. Aber um die Hochzeitsnacht kommt man nicht herum. Welche Verärgerungen ein Hochzeitsgeschenk auslösen kann, wenn dem Überbringer gesagt wird, wie wertvoll es ist, konnte man bildhaft miterleben.
Lustig ist der alte Brauch des Brautversteckens, aber er kann auch ganz teuer kommen, wie Maier Gehring rezitierte. Provozierend war ein Gstanzl, in dem beschrieben wurde, was alles bei einer Braut unecht ist. Das ließen drei junge weibliche Gäste aus den nördlichen Gefilden nicht einfach so stehen. Sie drehten den Spieß um und deckten, von der Gitarre begleitet, auf, wie es beim Mann bestellt ist.
Es war ein beschwingter Abend. Der bürokratische Muff, der oft Standesämtern nachgesagt wird, hatte keinen Platz.