Kehrt nun wirklich wieder Ruhe an den bayerischen Schulen ein? Und werden die Diskussionen um den Fortbestand des dreigliedrigen bayerischen Schulsystems (mit Volks-, Realschule und Gymnasium) bald ein Ende finden? So empfiehlt es zumindest Eberhard Rotter. Der CSU-Landtagsabgeordnete (Weiler-Simmerberg) nahm an einer Podiumsdiskussion des CSU-Kreisverbands Oberallgäu teil, bei der es um die Zukunft der Schulen im Land ging. Doch nicht alle Redner folgten dem Politiker.
Ein zweigliedriges Schulsystem ohne Volksschule werde kommen, wie in anderen Bundesländern auch, prophezeite Rainer Hoffmann bei der Veranstaltung in Stein. Der Immenstädter CSU-Stadtrat ist schulpolitischer Sprecher seiner Fraktion. Unter der Moderation von Thomas Wurmbäck, dem schulpoliti-schen Sprecher der CSU Oberallgäu und Vize-Bürgermeister von Immenstadt, saßen auch Franz Bisle als ehemaliger Rektor der Realschule Sonthofen und FW-Kreisrat sowie der Vorsitzende des Lehrer-Kreisverbands (BLLV) Oberallgäu, Herbert Sedlmair. Als Schulleiter der Mittelschule Oberstdorf ist Sedlmair ein Mann der Praxis. Vervollständigt wurde das Podium durch den Elternbeiratsvorsitzenden der Königsegg-Grundschule Immenstadt, Wolfgang Moch.
Das mehrgliedrige Schulsystem habe sich hierzulande bewährt, ist Rotter die ständige Diskussion allmählich leid. In seiner Vielseitigkeit und Durchlässigkeit kämen die verschiedenen Schularten den Kinderpersönlichkeiten entgegen. Ähnlich positiv bewertete FW-Vertreter Bisle das jetzige System.
Die Diskussion werde 'zu ideologisch geführt', befand Schulleiter Sedlmair. Besonders im ländlichen Bereich sollten 'wohnortnahe Schulen' durch eine Zusammenarbeit von Mittel- und Realschulen entstehen.
Elternvertreter Wolfgang Moch vermochte das Lob nicht zu teilen. Die Herkunft der Kinder und nicht ihre Fähigkeiten spielten im bestehenden Schulsystem eine zu große Rolle. Die Entscheidung über den weiteren Schulweg der Kinder werde nach dem vierten Schuljahr zu früh getroffen. Diese 'Frühselektion' der Schüler, so legte der Elternvertreter dar, bewerteten auch Lehrer als 'brutal'. Den Lernenden müsse man in der Grundschule mehr Zeit lassen, unterstrich Rainer Hoffmann, der die jetzigen Schuleinteilungen als überholt beurteilt.
Auf jeden Fall müssten mehr Lehrer eingestellt werden. Da waren sich die Schulpraktiker Bisle und Sedlmair einig. Der Erfolg eines verbesserten Schulsystems hänge wesentlich von den Ausgaben des Staates für die Bildung ab. Sedlmair: 'Hier ist das Problem begraben.' 'Wir geben jedes Jahr mehr Geld für Bildung aus und haben trotz sinkender Schülerzahlen immer mehr Lehrer', konterte Rotter.