Günter Rhomberg hat seinen Kopf also doch durchgesetzt. Der Präsident der Bregenzer Festspiele, 73 Jahre alt, bewerkstelligte einen Wechsel bei der Intendanz. Er verlängerte den Vertrag von David Pountney (63) nicht über 2013 hinaus und präsentierte nun den Wiener Theaterintendanten Roland Geyer (58) als dessen Nachfolger. Rhomberg hat damit eine letzte wichtige Entscheidung getroffen, bevor er 2012 - altersbedingt - als Präsident abtreten muss. Bei den Festspielen löste sein Vorgehen intern Kopfschütteln aus, und die Öffentlichkeit erlebte in den vergangenen Monaten ein kurioses Schauspiel, das alles andere als Applaus verdiente, auch wenn Rhomberg für sich reklamiert, die Angelegenheit "professionell" gelöst zu haben.
Bei der Vorstellung des Neuen am vergangenen Dienstag sprach Rhomberg, dem viele Kenner der Szene eine gewisse Selbstherrlichkeit nachsagen, erstmals deutlich über seine Motive: Er wollte Pountneys Vertrag nicht verlängern, weil der ihm als leidenschaftlicher Regisseur zu viel auswärts unterwegs und zu wenig am Bodensee präsent war. Roland Geyer, der sein Amt am 1. Januar 2015 antritt und schon jetzt beratend tätig wird, versprach prompt, er werde nach Ablauf seines Vertrags beim > im Sommer 2016 mit seiner Frau in die Vorarlberger Landeshauptstadt übersiedeln und das ganze Jahr über vor Ort sein.
Kopfschütteln löste der Intendantenwechsel aber auch deshalb aus, weil Pountney in den Augen vieler äußerst erfolgreich agierte. Der Brite sorgte in seinen sieben Intendantenjahren dafür, dass das Zugpferd des Festivals, die Oper auf der Seebühne, glänzende Erfolge feierte mit fast 100-prozentigen Auslastungen. Damit konnte er wiederum seine ambitionierten Projekte finanzieren: selten gespielte Opern inszenieren, Operetten (wieder)einführen, die Programmschiene Kunst aus der Zeit (KAZ) ausbauen. Im vergangenen Sommer sorgte er international für Aufsehen, weil er den polnisch-russischen Komponisten Mieczyslaw Weinberg > und dessen Holocaust-Oper > auf grandiose und hochgelobte Weise inszenierte.
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Angesichts dessen ist es für viele unverständlich, wenn Präsident Rhomberg nun verkündet, Roland Geyer solle für eine > bei den Festspielen sorgen - nach 1950 (Bau einer Seebühne) und 1980 (Festspielhaus und neue Seebühne). Damit ignoriert er die programmatische Profilierung und Erfolge von Pountney.
Ob Roland Geyer die in ihn gesetzten Erwartungen erfüllen kann, wird sich zeigen. Dass er unter den 15 Kandidaten, die Rhomberg und seine beiden Stellvertreter im Auswahlverfahren unter die Lupe nahmen, eine sehr gute Figur machte, ist nachzuvollziehen. Geyer, der Wirtschaftsmathematik sowie Sport- und Kulturwissenschaften studierte, hat sich als Ideenmaschine profiliert. Er gründete in seinen 30 Berufsjahren als Kulturmanager mehrere Festivals. Seinen größten Coup landete er mit dem Theater an der Wien.
Er machte nach der Übernahme im Jahr 2006 aus der Musical-Spielstätte ein Opernhaus, in dem es Monat für Monat eine Premiere gibt und in dem auch Konzerte und Tanzkunst einen Platz haben. Die Programm-Bandbreite erstreckt sich vom Barock bis zur Gegenwart.
Die guten Abo- und Auslastungszahlen zeigen, dass Geyers Konzept trägt. Der smarte Theaterchef, der das Analysieren und Strukturieren als seine größten Stärken ansieht, versteht es offenbar, sowohl das Künstlerische als auch das Wirtschaftliche klug zu managen. >, lobt Festspiel-Präsident Rhomberg.
Was er ab 2015 in Bregenz präsentieren will, lässt Geyer, der im Gegensatz zu Pountney selbst nicht inszeniert, gegenwärtig freilich nur in Umrissen erkennen. An den Eckpfeilern Seeoper und Festspielhausoper wolle er nicht rütteln. Aber das restliche Programm müsse vom Publikum besser wahrgenommen werden. Um sein Anliegen zu verdeutlichen, wählte Geyer einen Vergleich mit dem berühmt gewordenen Bühnenbild aus der Seeoper >: Das Programm dürfe nicht nur ein Auge, sondern müsse ein ganzes Gesicht haben.
Roland Geyer