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Bis der umweltfreundliche Strom tatsächlich fließen kann, gibt es einiges zu beachten

Photovoltaik

Bis der umweltfreundliche Strom tatsächlich fließen kann, gibt es einiges zu beachten

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    Bis der umweltfreundliche Strom tatsächlich fließen kann, gibt es einiges zu beachten
    Bis der umweltfreundliche Strom tatsächlich fließen kann, gibt es einiges zu beachten Foto: jã¶rg schollenbruch

    Michael Koslitz hat sich ein altes Bauernhaus gekauft, im Unterallgäu, weil es da schön ist. Und weil auf die Dachflächen des Anwesens sehr oft die Sonne brennt, hat Koslitz eine Photovoltaik-Anlage darauf gebaut. Die funktioniert prima. Und wirft auch noch Einspeisevergütung ab. Toll, dachte sich Koslitz, und so umweltfreundlich. So kam er auf die Idee, auch noch den Stadel samt Dach zu sanieren und eine zweite Photovoltaik-Anlage zu bauen. Doch die Lechwerke (LEW), der zuständige Energieversorger, spielten nicht mit. Zu viel Leistung für die vorhandenen Leitungen, hieß es. "Alles redet seit Fukushima von erneuerbaren Energien, doch es passiert nichts", schimpft Koslitz. Und so geht es mehreren Einspeisewilligen im Allgäu.

    Schuld an dem Dilemma ist Paragraf 5 des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). Demnach sind Netzbetreiber nur verpflichtet, Anlagen mit einer Leistung von bis zu 30 Kilowatt (KW) auf eigene Kosten anzuschließen. Bei einer oder mehreren Anlagen auf einem Grundstück, die zusammen diesen Wert überschreiten, muss der Anlagenbetreiber die Anschlusskosten tragen. Diese Kosten fallen immer an. Auch weil die Netze nicht mit Leistungs-Puffern ausgebaut werden.

    Frage: Wer muss zahlen?

    Die Frage ist eben nur, wer zahlen muss. Der Netzbetreiber macht lediglich eine Netzprüfung, um die gesamtwirtschaftlich effizienteste Lösung zu finden: Ist es günstiger, das bestehende Netz auszubauen oder verlegt man besser ein Kabel zum Trafohäuschen am nächsten Ort? Letztlich trägt ab 30 KW Leistung der Häuslebauer die Kosten. So will es das Gesetz.

    Laut LEW-Pressesprecher Ingo Butters handelt es sich bei der Grenze von 30 KW um keine relevante Größe für Häuslebauer. Die Dachfläche eines durchschnittlichen Einfamilienhauses würde gerade einmal 8 KW erzeugen. Also ein Problem etwa von Landwirten, die große Dachflächen haben, auf denen große Anlagen entstehen können. Doch der Anschluss kostet die Netzbetreiber viel Geld. "Das Problem für uns ist der unkoordinierte Zubau. Besonders auf dem Land, wo Höfe weit weg vom Ortsnetz liegen", sagt Butters.

    Lange Leitungen hätten den Nachteil, dass es zu einer Überspannung am Hausanschluss kommen kann, worauf sich die Anlagen abschalten. Also ausbauen. Eine Sisyphusarbeit: "Wir graben den Boden auf, machen wieder zu und dann stellt der Nächste einen Antrag.

    " So ist es recht und billig, dass das EEG die Kosten dafür auf die Anlagenbetreiber abwälzt. Ein Rezept für mehr Koordination, Planungssicherheit und Effizienz haben die LEW nicht in der Schublade: "Die Politik ist gefragt."

    "Infrastruktur besser nutzen"

    Da der Anlagenzubau im Oberallgäu exponentielles Wachstum verzeichnet, hat das Allgäuer Überlandwerk bereits reagiert: "Irene" - Integration regenerativer Energien und Elektromobilität - heißt das Pilotprojekt, das in Zukunft ein intelligentes Stromnetz verspricht (wir berichteten). "Wir müssen die bestehende Infrastruktur besser nutzen", sagt Dr. Michael Fiedeldey, Geschäftsführer der Allgäu Netz GmbH.

    Mit sogenannten Smart Grids, also intelligenten, sich selbst überwachenden, automatisierten Stromversorgungsnetzen, soll "Irene" Antworten auf die brennenden Fragen der Stromspeicherung und -verteilung liefern. Michael Koslitz hilft das vorerst wenig. Sein Stadel bekommt erst einmal keine Photovoltaik-Anlage. "Netzausbau ist doch keine Privatsache", sagt Koslitz. Doch das Gesetz will es so.

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