Probleme mit der Bevölkerung, weil ein Bezirkskrankenhaus mitten in der Stadt steht? Nein, sagen der frühere und jetzige Ärztliche Direktor des BKH. In Kempten, so Dr. Albrecht Egetmeyer, Chef des Bezirkskrankenhauses von 1986 bis 2006, und sein Nachfolger Professor Dr. Peter Brieger, sei man immer von den Bürgern angenommen worden. Unverändert sei das so, seitdem vor 25 Jahren das BKH im Freudental eingerichtet wurde - wenngleich sich in den letzten Jahren viel in der Psychiatrie verändert habe, erklärten Egetmeyer, Brieger und Thomas Düll, Vorstandsvorsitzender Bezirkskliniken in Schwaben bei einem Gespräch mit der AZ
Wie hat alles begonnen?
Das war 1986, erinnert sich Egetmeyer, als der Johannesverein im Freudental neben dem AWO-Lehrlingsheim ein Heim für Kinder und Jugendliche einrichtete. Für rund 900 000 Einwohner gab es damals im südlichen Bezirk Schwaben, Träger des BKH, ein Bezirkskrankenhaus in Kaufbeuren. Als die Immobilie in Kempten frei wurde, entstand hier schwabenweit das erste eigenständige Haus im Zuge der Dezentralisierung. 1986 wurde das BKH mit drei Stationen eröffnet.
Der geplante Neubau löst jetzt die Raumprobleme?
Der Neubau am Klinikum, so Thomas Düll und Peter Brieger, sei ein lang gehegter Wunsch. Im alten Haus, das eigentlich nicht für klinische Zwecke gebaut war, seien die räumlichen Verhältnisse seit Jahren beengt. Weitere Gebäude mussten dazu genommen werden.
Die Anbindung an das Allgemeinkrankenhaus gelte als wichtiger Schritt hin zur Normalisierung. Ein Eingang symbolisiere: Hier werden Menschen behandelt, die krank sind. Im Allgemeinkrankenhaus wie im Bezirkskrankenhaus.
Psychiatrie gilt heute als ein Teil der Medizin
Hat sich das Image geändert?
Klar, so die drei Fachleute. Allein die Namensänderung zum > stehe für die Therapie psychischer Krankheiten unterschiedlicher Formen und Ursachen. Und während früher schon mal in manchen Arztpraxen > nicht gerne gesehen waren, ist das heute kein Thema mehr. Im Gegenteil, so Brieger: Die Vernetzung mit der so genannten somatischen Medizin funktioniere. Nicht umsonst übernehme das BKH zunehmend die Mitbehandlung von Patienten des Allgemeinkrankenhauses zum Beispiel in der Psychoonkologie - und umgekehrt.
Psychiatrie sei ein Teil der Medizin und das werde mit dem Umzug noch deutlicher werden.
Auffallend: Immer mehr berufliche Belastungen
Wie schaut die Vernetzung aus?
Bei der Weiterbehandlung sei man in Kempten sehr gut aufgestellt. So werden immer mehr Patienten mit psychosomatischen Problemen in einer (der drei) Tageskliniken behandelt. Das BKH arbeite intensiv außerhalb der engen Mauern der Klinik: Es gibt eine Institutsambulanz mit verschiedenen Berufsgruppen (Ärzte, Psychologen, Pflegepersonal, Sozialarbeiter, Egotherapeuten und andere) - häufig mit Hausbesuchen.
Das Angebot von flächendeckenden Tageskliniken, Institutsambulanz und einer überschaubarer Zahl von Betten sei ein >, so Düll. Dabei wird intensiv mit psychosozialen Hilfsangeboten, die im Gemeindepsychiatrischen Verbund organisiert sind, kooperiert.
Und wie haben sich die Krankenbilder verändert?
Ganz auffallend, so Brieger, seien viel mehr Patienten mit beruflichen Belastungen, die zu >, Depression und anderen psychischen Symptomen führten. Viele Patienten leiden unter Störungen, bedingt durch schwere Schicksale, die größtenteils in den Tageskliniken behandelt werden. Doch manche Krankheitsbilder, so Düll, können eben nicht geheilt werden: >.
Sind die Angehörigen heute mehr mit einbezogen als früher?
Ja, bestätigt Egetmeyer. Da gibt es >, so Brieger. Egetmeyer gehörte in den 70er und 80er Jahren zu den Pionieren der Angehörigentreffen, rief das erste Treffen von Psychiatrie-Erfahrenen ins Leben. Die vielen Selbsthilfegruppen in Kempten sind für Brieger ein Beweis für gute Vernetzung.
Worauf ist das BKH stolz?
Auf die erfolgreichen Zertifizierungen, so Düll, und die Ernennung zum Lehrkrankenhaus der Universität Ulm. Brieger: >
Das Jubiläum wird am 15. Juli mit einem Festakt gefeiert. Heute ist um 16 Uhr im BKH ein Vortrag über Prädikatoren in der Suchtrehabilitation.